Oh wie schön ist Italien! Zumindest für Automobilisten. In der Heimat von muskulösen, gut aussehenden Rassepferdchen wie Ferrari muss man weder Missgunst befürchten noch Deckung suchen vor irgendwelchen Anwürfen ökologischer Rechthaber. Ganz im Gegenteil: Hier darf man noch mit einem 560 PS starken V8 Turbotriebwerk unter dem Hintern huldvoll lächelnd durch die enge Fussgängerzone Portofinos sprozzeln, dienstfertig von Polizisten eskortiert, die taillierte Uniformjacken und weiße Handschuhe tragen, wohlbesorgt darum, dass den sechs nagelneuen, herrlich in der Sonne glitzernden California T Handling Speciale ein angemessener Empfang bereitet wird.
Breitwillig formt das Publikum eine Gasse, kann den Blick nicht abwenden von den wohlproportionierten Rundungen der Boliden und würde, falls das in diesem Moment unbeobachtet bliebe, liebsten anerkennend das stramme Hinterteil tätscheln. Wer nah genug herankommt, späht neugierig in das mit feinem Semianilinleder ausgekleidete Cockpit. Handys und Fotoapparate werden gezückt, unzählige Schnappschüsse entstehen. Die neue Errungenschaft aus der Automobil-Schmiede in Maranello ist ein dankbares Motiv.
Natürlich weiß Ferrari, wie man Sehnsuchtsobjekte optimal inszeniert. Nichts wird dem Zufall überlassen. Bevor die Journalisten, Blogger und Kameraleute zur Präsentation erscheinen dürfen, waren die Scouts des Herstellers vermutlich wochenlang unterwegs, um die perfekte Örtlichkeit für den Testdrive und möglichst ansprechende Bildhintergründe ausfindig zu machen. Portofino ist solch ein Ort. Als malerisches Städtchen an der ligurischen Küste gelegen, von Sonne beschienen, edel, aber nicht zu mondän, mit einem kleinen, von Restaurants und Boutiquen gesäumten Hafen versehen, wo man die Fahrzeuge während des Mittagessens zu einem optisch attraktiven Halbrund aufstellen und den Mechanikern Gelegenheit geben kann, rechtzeitig vor der Weiterfahrt etwaige Staubflöckchen und Fingertapser mit antistatischen Lappen vom Lack zu bannen.
Kurzum: der perfekte Zielort für die Inszenierung automobiler Träume und Begehrlichkeiten. Schließlich geht es – mehr als bei anderen Fahrzeugen – um Emotionen, Mythen, technische Überlegenheit und das Gefühl eines schier grenzenlosen Fahrspasses.
Ferraris sind immer mehr als nur ein teures Auto. Ferraris sind Gesamtkunstwerke, Fixpunkte einer von markanten Zwischengasstössen orchestrierten Fortbewegungsart, die sich tapfer dem Trend zu akkubetriebenen, von Satelliten und Apps gesteuerten Fortbewegungskabinen widersetzt.
Am California-Lenkrad mit seinen Paddels und den drei verschiedenen Fahrmodi darf man noch ganz man selbst sein. Man kann entscheiden, ob man für den kurvenreichen Sprint über die SP227 Richtung Santa Margherita Ligure den Sportmodus wählt, bei dem das Magnetic Ride Fahrwerk die Viskosität des Dampferöls in Bruchteilen von Sekunden durch Stromimpulse verhärtet und das Auto bei marginaler Reduktion des Fahrkomforts wie von der Tarantel gestochen zu sprinten beginnt. Dabei wird ein Sound entfesselt, der nicht zu wünschen übrig lässt. Wo sonst die Turbos das Geräusch praktisch wegdämpfen, haben es die Klangzauberer in Maranello geschafft, daß der Motor sowohl während der Ansaug- als auch während der Auslassphase herrlich explosive Trompetenstösse von sich gibt.
Die zwei Abgasrohre der Schalldämpfer und ihre Geometrie wurde eigens neu entwickelt, um den Motorsound mit steigenden Drehzahlen schrittweise zu erhöhen, was sich insbesondere während der Fahrt mit geöffnetem Dach durch die herrlich reflektierenden Straßentunnel als Höllenspass erweist. Alternativ lässt man den Wagen einfach satt grummelnd vor sich hingleiten und genießt die von Wärme und handwerklicher Kunstfertigkeit geprägte Atmosphäre im Cockpit. Die Nutzungsmöglichkeiten dieses Gran Turismo Supersportwagens sind also vielfältig.
Nicht ohne Grund heißt das sich vergleichsweise komfortabel fahrende Modell nach jenem amerikanischen Sonnenstaat, wo die hedonistische Lebenseinstellung groß geschrieben wird. Wer will, kann selbstverständlich die Assistenzsysteme deaktivieren und mit dem California auf der Rennstrecke ordentlich Gummi geben. Aber eigentlich ist der Name Programm und darf gern als Einladung verstanden werden zum lustvollen, souveränen Cruisen. In nur 14 Sekunden öffnet und schließt sich das faltbare Hardtop.
Geschmeidige Passfahrten mit schier unerschöpflichen Kraftreserven, eine fabelhaft direkte und doch höchst komfortable Lenkung, das Platzangebot mit dem „2+“ Sitzkonzept und einem vergleichsweise grosszügigen Gepäckfach im Heck machen den California durchaus alltagstauglich. Und gut sieht er außerdem aus. Die Flankenform des California wurde vom berühmten Styling der Pontonflügel am 250 Testa Rossa inspiriert, wobei sich die Linie des vorderen Kotflügels schwungvoll nach hinten zum kompakten muskulösen hinteren Kotflügel zieht und den Seiten somit eine aerodynamische Schnittigkeit verleiht. Dem Heck kommen sorgfältige Aerodynamikstudien zugute, die zu einem neuen Diffusor mit drei senkrechten Finnen führte.
Farbtechnisch wartet der Wagen mit dem „Rosso California“ auf, einem intensiven tiefen Rot, das von klassischen Ferraris inspiriert wurde. Alternativ gibt es das „Blu California“, das die Vielseitigkeit und Eleganz dieses neuen Modells unterstreicht.
Bei der brandneuen Option „Handling Speciale“ handelt es sich um ein Ausstattungspaket, das eine Reihe von spezifischen Kalibrierungen und Konfigurationen enthält. Neben den schon erwähnten Besonderheiten der unterschiedlichen Fahrmodi wurde auch die Schaltlogik modifiziert, was zu einem sportlicheren Gangwechsel beim Hoch- und Herunterschalten führt. Das HS-Paket beinhaltet zudem um 16 % härtere vordere Fahrwerkfedern und 19% härtere hintere Federn, was dank reduziertem Roll-, Wank- und Eintauchverhalten zu einer weiter verbesserten Fahrzeugkontrolle führt.
Info:
Hubraum: 3.855 cm
Motor: V8-Benziner mit Turboaufladung
Leistung: 560 PS
Höchstgeschwindigkeit: 316
Beschleunigung 0-100 km/h: 3,6 Sekunden
Verbrauch EU-Drittelmix (l/100 km): 10,5 Liter
Listenpreis: 184.689 Euro plus 6.902 Euro für HS-Paket
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