Sobald die Kälte kommt, kommt auch der Pelz: Kaninchenstulpen an den Handschuhen, Kojotenflausch an der Kapuze, eine wärmende Zobelweste unter dem Parka. Vielen Frauen kann es offenbar gar nicht haarig genug sein, und das erklärt, warum es in den aktuellen Kollektionen so viel Fell gibt wie lange nicht mehr.

Kleid Rue 58, Stola Edwards & Krolle, Schuhe Carmen Steffens, Tasche Shiraleah, Ohrringe Aldo.
(Foto: Michael Dirlam)
Ein Auftritt mit Fell wirkt majestätisch, immer irgendwie prächtig. Wie man sich anzieht, so steht man da. Wenn da nur nicht das Töten der Tiere wäre, und das damit verbundene schlechte Gewissen. Aber zum Glück lässt sich das Begehren und die Vernunft inzwischen in ein gesundes Balance bringen – dank der deutlich verbesserten Herstellungsverfahren der Kunstpelzlieferanten. Die Unterschiede sind so klein, dass man bei den Parkas von Woolrich sogar zwischen Echt- oder Kunstfellbesatz wählen kann.
In der Regel aus Baumwolle, Polyester und Polyacryl-Fasern gefertigt, ist die Herstellung von Webpelz allerdings recht aufwändig. Webpelze werden aus zwei unterschiedlichen Garnen hergestellt: Zum einen findet ein stark verzwirntes Grundgarn Verwendung, welches zumeist aus Baumwolle besteht, und ein synthetisches Polyacryl-Florgarn. Im Florgarn sind bereits die Florfäden verzwirnt und werden beim Verweben beider Garne in Spezialwebstühlen nach oben auf die Sichtseite gebracht. Um ein Ausfallen der „Haare“ zu vermeiden, wird auf der Rückseite ein elastischer Kleber aus Polyurethan aufgebracht.

Büstenhalter Kisskill, Sweater Dra Clothing, Kleid Vintage, Tasche Like Dreams, Schuhe Coye Nokes
(Foto: Michael Dirlam)
Um wirklich täuschend echt auszusehen, braucht es dann recht viele Arbeitsschritte, um etwa die Färbung der Haare vorzunehmen. Häufig sollen die Wurzeln der Haare hell und die Spitzen dunkel sein. Manchmal sogar dreifarbig. Und natürlich sollten die Haare wie in der Natur unterschiedlich lang sein, so wie beim Echtpelz. Das erklärt, warum gut gemachter Webpelz teuer ist – besonders bei Designer-Teilen.
Kaum ein Material gilt bei der Oberbekleidung so sehr als Statussymbol wie das Fell – was wahrscheinlich daher kommt, dass der beste Jäger seiner Frau auch den schönsten Pelz in die Höhle apportierte. Seltene Tiere wie der Hermelin mit seinem weißen Winterfell galten als Zeichen von Macht und Reichtum, weshalb ein kostbarer Mantel aus Hermelin nur von hohen weltlichen und kirchlichen Würdenträger getragen durfte.
Und wenn einst Brigitte Bardot an der Seite von Playboy Gunther Sachs mit einem Leopardenfellmantel aufmarschierte, knüpfte sie an die Machtsymbolik einer Cleopatra an: Seht her – auch ich bin eine Göttin. Inzwischen freilich ist der Leo-Print sogar bei Jeanswear-Labels angekommen. Pepe etwa schickt einen Kurzmantel mit kurzem Webpelz im wilden Leoparden-Look ins Rennen um Aufmerksamkeit. Andere wie zum Beispiel Acne trumpfen mit einer Jacke im Persianer-Look auf.

Schwarzes Sweater Kleid Dra Clothing, Halskette Urban Outfitters, Armband Vintage, Strümpfe Calvin Klein, Schuhe Carmen Steffens.
(Foto: Michael Dirlam)
CREDITS
Fotos: Michael Dirlam
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Styling: Kate McKay
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Haare & Makeup: Marlu A Soria for FACE Atelier
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Model: Maddie Cook/ Next Models LA
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