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Denken in langfristigen Dimensionen
By Editorial Department access_time 17 min read

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Da es bei uns kein Taschengeld gab, musste man arbeiten. Die Optionen waren Weinlese und Wald.

Wofür haben Sie es ausgeben?

Für ein Mofa. Vorher musste ich mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Das war ziemlich mühsam.

Prinz Michael, verstehen Sie sich als nachhaltiger Banker?

Nachhaltigkeit heißt für mich, dass ich nicht mehr entnehme als das, was in der Natur nachwächst. Wir leben als Weltgesellschaft auf Kosten unserer Kinder. Und zwar in jeder Dimension: wirtschaftlich sind wir nicht nachhaltig, wenn ich an die stetig größer werdenden Schuldenberge denke. Ökologisch sind wir nicht nachhaltig, da die Welt immer noch dreckiger wird. Und bei der demographischen Entwicklung auch nicht. Die eine Welthälfte ist massiv überbevölkert, und auf der anderen gibt es zu wenig Nachwuchs.

Prinz Michael sieht sich als traditionsverbundener und geerdeter Mensch. Land-, Wein- und Forstwirtschaft bilden die wirtschaftlichen Wurzeln der Familie.

Und bezüglich Geldgeschäften?

Beim Geschäft mit Aktien schwanken die meisten zwischen Gier und Angst. Von beidem muss man sich fernhalten. Nachhaltig sein heißt, weder gierig zu sein, noch so viel Angst zu haben, dass man keine Kinder mehr bekommt. Alles ist nichts wert, wenn es in der nächsten Generation nicht weitergeht. Die wichtigste Aufgabe: Übergabe in die nächste Generation.

Offenbar wächst die Zahl von Anlegern, die die Welt nicht nur als Spielfeld für Spekulationen sehen, sondern auch als schützenswerten Lebensraum. Waren Sie mit ihrem Geschäftsmodell der Zeit voraus?

Wahrscheinlich beides: der Wirklichkeit hinterher, und hoffentlich der Zeit voraus. Ich will unser Geschäftsmodell nicht idealisieren. Wir sind keineswegs perfekt, sondern lernen beständig dazu. Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist anstrengend, aber er muss beschritten werden. Immer wenn eine Generation das nicht tut, rächt sich das. Die Quittung kommt – mal schneller, mal langsamer.

 Wie während der letzten Finanzkrise …

Ich spüre jetzt auch schon wieder eine Entwicklung, wo angesichts des vielen verfügbaren und unterzubringenden Gelds unkluge Entscheidungen getroffen und zu hohe Risiken eingegangen werden. Jetzt etwa Argentinien über eine Staatanleihe zu acht Prozent auf hundert Jahre Geld zu leihen, obwohl das Land in der jüngeren Geschichte schon ein paar mal pleitegegangen ist, bedeutet ein Risiko, welches ich nicht eingehen würde.

 Und der Gegenentwurf?

Solche Risiken zu vermeiden und zu überlegen, welches Geschäftsmodell wirklich Aussichten hat in den nächsten drei oder fünf Jahren. Die Dinge verändern sich ja atemberaubend schnell, etwa im Bereich Künstliche Intelligenz. Das zwingt uns zu extremer Wachsamkeit und Antizipationsfähigkeit, um herauszufinden, was auch in 10 Jahren noch funktioniert.

Tor zum Famlienbesitz in Wallhausen.

 Wie verhält sich das bei dem Geschäftsmodell Land- und Forstwirtschaft sowie Weinbau?

Hier ist man sehr auf stabile Rahmenverhältnisse angewiesen. Wir reden von Investitionen mit einem deutlich längeren Zeithorizont, etwa von hundert Jahren beim Wald oder von 40 Jahren beim Wein. Und auch in der Landwirtschaft mit Kuhbestand, Weiden und Ställen machen die Dinge nur in einer längerfristigen Perspektive Sinn.

Was konkret heißt es, sich als Vermögensverwalter der Nachhaltigkeit zu verpflichten?

Das mir anvertraute Geld zu erhalten, in der Regel über Jahrzehnte hinweg. Mit liquiden Mitteln ist das schwerer als mit einem Sachwert, wo ich Baumstämme oder Getreide habe, die ich haptisch anfassen kann. Der Prozess hat schon bei meinem Großvater begonnen. Beim Spaziergang  hat er jedes Fitzelchen Papier aufgelesen. Verschmutzung hat ihn wahnsinnig geärgert. Mein Vater war Waldbauer, und von ihm habe ich nicht nur die Passion für Wälder, sondern auch das Denken in langfristigen Dimensionen gelernt. Im Wald gibt es eine natürliche Rendite. Und diese bemisst sich daran, was die Natur während eines Jahres an Wachstum im Wald generiert.

Prinz Michael verkostet die frisch gelesenen Riesling-Trauben.

Von welchen Größenordnungen reden wir da?

Von etwa anderthalb bis zwei Prozent. Davon sind die Kosten abzuziehen, und dann kommt etwa eine Rendite raus von etwa einem Prozent. Das ist der Zins des Waldes. In der Landwirtschaft ist das ein Zins von rund drei Prozent, bezogen auf den Bodenwert beziehungsweise das eingesetzte Kapital, abzüglich Kosten. Bleiben etwa zwei Prozent als Rendite nach Inflation. Ich habe ja den Wert des Holzes oder den des Lebensmittels als Sachwert. Das Thema Gier hat hier klare Grenzen. Alles andere hat ein höheres Risiko, und vielleicht auch eine höhere Chance.

Was uns zu Ihrer Spezialisierung führt. Salm-Salm & Partner ist spezialisiert auf die Vermögensverwaltung mit einem Schwerpunkt auf Wandelanleihen sowie die Beratung und Verwaltung von land- und forstwirtschaftlichen Investments.

Richtig. Wir erbringen eine spezielle, sehr umfassende Dienstleistung. Voraussetzung dafür ist, das wirkliche Anliegen unserer Mandanten zu erspüren, uns mit den Menschen ganzheitlich zu befassen. Vor diesem Hintergrund haben wir unsere regionale Verwurzelung zu unserem Mehrwert gemacht. Es ist etwas Anderes, wenn wir einen Kunden hier in Wallhausen an der Nahe treffen ober im Frankfurter Bankenviertel. Dort ist man eine von mehreren hundert Adressen. Ich bin seinerzeit belächelt worden, als wir diesen Schritt gegangen sind, aber interessanterweise gibt es viele aus diesen Häusern, die sich heute bei uns bewerben.

 Vermögensverwaltung hat immer auch etwas mit Wohlbefinden zu tun. Was tun Sie, damit sich Ihre Kunden bei ihnen wohlfühlen?

Wir laden die Kunden sehr gern zu uns nach Wallhausen ein. Sie können da viel erleben: Weinlese, Waldspaziergänge, kulturelle Events, und wir veranstalten alle zwei Jahre ein Convertible-Symposium in Frankfurt, das auch unseren Wettbewerbern offensteht. Wir bringen dort übergreifend Emittenten und Investoren zusammen für einen Austausch über diese Anlageklasse.

Luftverschmutzung ist grundsätzlich schlecht. Also muss ich für saubere erneuerbare Energien sein.

Was halten Sie eigentlich von der Windenergie? Besonders schön sind diese Windparks ja nicht für die Landschaft.

Ich denke da ganz simpel. Luftverschmutzung ist grundsätzlich schlecht. Also muss ich für saubere erneuerbare Energien sein. Wir haben bei uns Photovoltaik auf dem Dach des Kelterhauses, nutzen eine Hackschnitzelheizung.  Vorher verbrauchten wir für unseren Betrieb 40.000 Liter Heizöl. Heute nehmen wir Schadholz, krummes, gefaultes –  eben alles, was man sonst nicht gebrauchen kann. Das hacken wir klein, um damit zu heizen. Auch das Bio-Prädikat, das unser Weingut 1995 erhielt, unterstreicht die Nachhaltigkeitsausrichtung.

 Die Windmühlen …

Die gab es schon immer, in Holland und anderswo. Dass unter differenzierter Betrachtung der Landschaftsschutz eine große Rolle spielt, auch in Wallhausen, wo wir gerade versuchen, mehr Tourismus zu entwickeln, ist selbstverständlich.  Auch hier sollte ein Windpark errichtet werden. Wir haben uns gemeinschaftlich dagegen entschieden. Man kann das Thema aber an einer Ecke erledigen, wo es niemanden stört. Dann halte ich es für vernünftig.

 Warum?

Windenergie hat einen großen Vorteil. Falls sich diese einmal als nicht nachhaltig herausstellen sollte, kann man die Mühlen wieder abbauen. Die Windkraft hat keine Ewigkeitslasten. Bei einem Atomkraftwerk ist das Gegenteil der Fall. Das gilt auch für die Braun- oder Steinkohle. Die RAG-Stiftung etwa nutzt die Mehrheitsbeteiligung an Evonik und andere Erträge für die Ewigkeitslasten der Steinkohle und muss jedes Jahr auf immer und ewig nach heutiger Währung ungefähr 300 Millionen erwirtschaften, um die Pumpspeicherwerke der Steinkohle erhalten, sonst säuft das Ruhrgebiet ab.

Was sind eigentlich heute vernünftige Renditen?

Nehmen wir den Bereich Wandelanleihen, unser Spezialgebiet. Vor 10 Jahren hätte ich gesagt: Wir erwirtschaften fünf bis sieben Prozent. Das sagen wir nicht mehr. Drei bis fünf Prozent sind heute schon viel. Das allerwichtigste Ziel für unsere Mandanten ist meist der risikominimierte Vermögenserhalt. Es sei denn, jemand hat Spielgeld. Dann gibt es dann andere Möglichkeiten. Doch ich habe häufig erlebt, dass Menschen das zwar sagen und auch ernstlich denken, aber in dem Moment, wo der Crash kommt, dann doch sehr nervös sind. Da muss man vorher darüber sprechen, ob man das aushält.

 Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?

Erste Lehre: Absolute Sicherheit gibt es nicht, und absolut treffsichere Vorhersagen auch nicht.  Zweite Lehre: Trotzdem muss man versuchen, Instrumente zu finden, die Risiken ausgleichen. Bei der Wandelanleihe ist das systeminhärent. Man profitiert von der Wachstumschance der Aktie und hat gleichzeitig die Sicherheit der Anleihe, sofern das Unternehmen nicht pleitegeht.

 Und die Nachteile?

Etwas weniger Zinsen als bei der normalen Unternehmensanleihe und weniger Kursanstieg als bei der Aktie, weil die Wandelanleihe mit einem Aufgeld auf die Aktie ausgegeben wird.

 Ist das auch für kleinere Anleger interessant?

Gewiss, allerdings nicht in Einzelstücken, sondern dann über Fondslösungen, weil die Mindeststückelungen bei Wandelanleihen oft 100.000 Euro und mehr sind.

Wie groß sollte der Anteil an Wandelanleihen in einem Portfolio sein?

Ungefähr ein Drittel. Ich selbst investiere fast mein gesamtes liquides Geld in Wandelanleihen. Der Grund: ich habe da einen Zwitter zwischen Aktie und Anleihe und falle immer auf die Füße, wenn irgendetwas passiert: Bei Inflation erhält sich der Sachwert, bei Deflation überlebt der Nominalwert. Trotzdem kann ich bei wirklich großen Vermögen nicht alles auf Wandelanleihen setzen. Da raten wir zu Sachwerten wie etwa Immobilien, Wald oder auch Unternehmensbeteiligungen.

Der Prinz in einem seiner Weinberge.

Viele US-Neuemissionen stammten zuletzt aus der Hochtechnologie- oder der IT-Branche. Wie verträgt sich die Schnelllebigkeit und Wechselhaftigkeit dieser Industrien mit dem Nachhaltigkeitsgedanken?

 Nachhaltigkeitskriterien sind für uns ein wichtiger Filter. Deshalb arbeitet Salm-Salm & Partner mit dem unabhängigen Analysehaus Oekom Research zusammen und ist Unterzeichner der Prinzipien für verantwortliches Investieren der Vereinten Nationen und des Europäischen Transparenzkodex. In unserem Anlageprozess stellen wir sicher, dass die Wandelanleiheemittenten anhand umfangreicher Ausschlusskriterien unter sozialen und ökologischen Gesichtspunkten überprüft werden, etwa im Bereich Klimaneutralität. Kombiniert mit unserer Kredit- und Nachhaltigkeitsanalyse bieten wir eine ausgewählte, qualitativ überzeugende Nachhaltigkeitsanlage in Wandelanleihen an.

 Die Wurzeln des Weinguts Prinz Salm reichen mehr als 800 Jahre zurück. Ihr Credo: nur auf gesunden Böden können auch zukünftige Generationen weiter erfolgreich wirtschaften. Wie lässt sich dieses Prinzip auf Anlagestrategien übertragen?

Anlage hat ja mit Köpfen zu tun. Wir brauchen einfach ein gutes Team. Das fängt damit an, dass eines meiner Kinder, mein Sohn Constantin, dieses Geschäftsfeld inzwischen genauso stark inhaliert hat wie ich selbst. Wir ergänzen uns gut, ich bin mehr der Bauchmensch, er der Stratege. Constantin gelingt es, sehr gute Teams zusammenzustellen.

Die 2009 gegründete Salm Boscor Erste Waldgesellschaft setzt sich für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung in Deutschland ein. Ziel ist es, naturgemäße Forstwirtschaft für interessierte Investoren anzubieten. Was bringt das am Ende ein und wie langfristig muss der Anlagehorizont sein?

Wir haben damals sagen können, ein bis anderthalb Prozent biologische Rendite durch das, was nachwächst. Ob es dann zusätzlich zu Wertsteigerungen kommt, ist wiederum ein anderes Thema. Das ist nicht prognostizierbar. Wie lange muss ich anlegen? Idealerweise für das Lebensalter eines Baumes, zwischen 80 und 100 Jahre – Eichen brauchen 200 Jahre. Schneller wachsendes Nadelholz 80 Jahre. Mindestens aber für eine Generation, also 30 Jahre. In unseren Verträgen steht ein Mindestzeitraum von 10 Jahren.

Was ist das Reizvolle an Holz-Investments?

Holz ist nicht nur ein vielseitiges Produkt mit großem Potential, sondern auch der Öko-Rohstoff des Jahrhunderts. Heute kann man beispielsweise Baumwolle durch Holz ersetzen oder durch Holzpress-Produkte auf Chemie verzichten. Es gibt noch weitere innovative Verwendungsmöglichkeiten, etwa beim Bau. Dort kann man mit Holz weit größere Spannweiten erzeugen als mit Stahl, weil bei Stahl das Eigengewicht zu groß wird. Ein Holzbau braucht zwanzigmal weniger Energie bei der Herstellung als ein Stahl-Zement-Bau. Die letzte Stufe ist die Verbrennung, also eine energetische Quelle. Holz ist absolut umweltneutral, weil es bei seinem Wachstum so viel schädliches Co2 bindet wie nachher beim Zerfall wieder freigesetzt wird.

Wie schätzen Sie die Perspektiven ein?

Die Nachfrage nach Holz als erneuerbare Rohstoffquelle ist durch das begrenzte und nur langsam wachsende Angebot in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Anziehende Energiepreise lassen steigende Erträge aus Forstbetrieben erwarten. Und der Trend zur Nutzung regenerativer Energien steigert die Wachstumschancen, da Biomasse in zunehmendem Umfang fossile Energien und Baustoffe ersetzen wird.

Wir wollen ein familiäres Waldbild haben. Die Alten sähen die Jungen aus.

Wie kann man bei den langen Wachstumszeiten von Bäumen den künftigen Bedarf vorhersehen?

Welches Holz genau in hundert Jahren gebraucht wird, wissen wir nicht. Deswegen setzen wir auf Mischwald, also viele verschiedene Baumarten. Es ist wie eine Diversifikation im Portfolio. Wir halten das auch für die gesündere Lebensart, verschiedene Baumarten zu mischen und auch verschiedene Altersstufen. Also nicht die Plantage, die einmal gepflanzt, gleichförmig hochwächst und dann abgeerntet wird. Wir wollen ein familiäres Waldbild haben. Die Alten sähen die Jungen aus. Und die Jungen wachsen im Schutz der Alten hoch. Der ganze Raum wird für die Photosynthese, also das Wachstums des Baumes ausgenutzt.

Wer sind die großen Besitzer von Wäldern und Feldern in Deutschland? Der Adel, der Staat, vermögende Privatpersonen?

Zu 52 Prozent die öffentliche Hand, also Bund, Länder und Kommunen. Der größte Waldeigentümer in Deutschland ist übrigens der Freistaat Bayern mit über 800.000 Hektar. 48 Prozent des Waldes sind im Privatbesitz. Davon ist über die Hälfte Kleinstprivatwald, gehört also Menschen, die einen halben Hektar bis 10 Hektar besitzen, und die zum Teil deswegen auch wirtschaftlich mühsam zu bewirtschaften sind. Und dann gibt es Wirtschaftswald ab etwa 50 Hektar in privater Hand. Das ist ein Anteil von etwa 20 Prozent von insgesamt 11 Millionen Hektar, also ein relativ kleiner Markt, wo viele Eigentümer überhaupt nicht daran denken, zu verkaufen.

Wann und wie kommt überhaupt Wald auf den Markt?

Durch Erbengemeinschaften, bei Generationswechseln, bei wirtschaftliche Notlagen. Das ist in Amerika anders. Deswegen begleiten wir jetzt auch Investoren nach Amerika. Da ist der Markt sehr viel flexibler. Vor allem im Südosten, Georgia, Carolina bis Alabama. Ein sehr stark industrialisierter Waldmarkt, wo auch sehr viele Pensionsfonds investiert sind.

Salm’sche Riesling-Trauben Jahrgang 2017.

Was ist mit anderen ähnlichen Dingen wie etwa Gewässer, Fischzucht, Weinberge & Co. Sind derlei Investments überhaupt rentabel?

Das Schöne an Grund und Boden ist ja auch, das man die Nutzung verändern kann. Wir haben beispielsweise einen Waldfriedhof gemacht. Man kann auch landwirtschaftliche Flächen entwickeln, in die Veredlung gehen. Die höchste Form der Veredlung ist aus meiner Sicht der Weinbau. Aber auch das ist eine sehr langfristige Entscheidung, denn pro Hektar muss man zwischen 30.000 und 40.000 Euro in die Hand nehmen. Und die müssen sich dann auch auf dreißig oder vierzig Jahre rechnen. So lange steht der Weinberg.  Allerdings spielt beim Weinbau die Vermarktung eine sehr viel wichtigere Rolle als bei der Landwirtschaft. Wenn Sie Getreide vermarkten, können Sie das mit zwei, drei Telefonanrufen bei Landhändlern tun. Beim Wein ist der Wettbewerb global, Logistikkosten sind hier unerheblich. Von daher ist es eine entscheidende Frage, wie gut die Marke oder das Ansehen des Gutes ist. Und da gibt es weltweit nicht sehr viele Weine, die wirklich Markenbedeutung haben. Ein umkämpftes Feld mit einem großen Wettbewerbsdeck. Das braucht sehr viel Leidenschaft und Marktkenntnis, um erfolgreich zu sein.

Adel verpflichtet, sagt man. Oft scheinen überzeugende Vorbilder zu fehlen. Wäre es nicht eine gute Chance, dieses Vakuum zu füllen?

Der Adel hat heute weder Funktion noch besondere Möglichkeiten. Jedoch sind wir von der Erziehung her auf verantwortungsbewusstes Denken und Handeln ausgerichtet. Der Besitz gehört nicht mir, sondern unserem Geschlecht. Ich bin nur Steward oder Sachwalter der jeweiligen Generation, und ich will natürlich nicht, daß die Kette ausgerechnet an meiner Stelle reißt.

„Die wichtigste Aufgabe: Übergabe in die nächste Generation“

Wie macht man das?

Mein Vater hat immer gesagt: Wir müssen aus der Geschichte lernen und wir sind dazu berufen, besonders gründlich zu lernen.  Und was lernen wir? Dass wir nicht besser, klüger, fleißiger oder fehlerfreier sind als alle anderen, wir müssen nur wissen, dass wir fehlerhaft sind und wie wir mit Fehlern umgehen. Das Prinzip, um Vergebung bitten zu können, ist für mich ist in diesem Zusammenhang das Entscheidende. Wenn das Politiker oder Wirtschaftsführer eher täten, dann würde man auch wieder Vertrauen haben. Deswegen ärgert mich bei der VW-Sache am meisten, daß man immer noch nicht hin steht und sagt: Wir haben systemisch Mist gebaut. Auch bei der Fifa wurde systemisch Mist gemacht. Das alles ist menschlich – aber man muss dafür einstehen und einen Neuanfang machen. Auch mir gelingt nicht immer alles. Mir hilft da die Orientierung durch unseren Wappenspruch vom Fisch, dem Salm her. Er lautet: Immer gegen den Strom zur Quelle.

Was sind Ihre drei wichtigsten Lebensregeln?

Gottes Gebote befolgen, besonders das Gebot „Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst“. Zweitens: Versuche in der Balance zu leben. Drittens: Immer auch an die nächste Generation denken.

INFO

Eine Wandelanleihe (engl. convertible bond) ist eine von einer Anteilsgesellschaft ausgegebene und in der Regel mit einem Nominalzins ausgestattete Anleihe, die dem Inhaber das Recht einräumt, sie während einer Wandlungsfrist zu einem vorher festgelegten Verhältnis in Aktien einzutauschen; andernfalls wird die Anleihe zum Ende der Laufzeit zur Rückzahlung fällig. Zu den Vorteilen zählt die Kombination von festem Ertrag bis zum Umtausch und Dividende nach Umtausch, sowie ein möglicher Umtauschgewinn durch entsprechend hohen Kurswert der Aktien zum Umtauschzeitpunkt. Kursverluste sind üblicherweise durch den Rückzahlungsanspruch zum Nennwert abgesichert.

ZUR PERSON

Michael Prinz zu Salm-Salm (64) lebt auf Schloss Wallhausen an der Nahe in der 31. Generation. Er führt die Finanzportfolioverwaltung Salm-Salm & Partner, die sich auf Wandelanleihen sowie Land- und Forstwirtschaft spezialisiert hat. Zu den Aktivitäten zählt auch das Weingut Prinz Salm, Deutschlands ältestes Weingut in Familienbesitz. Prinz Michael hat insgesamt sechs Kinder. Er engagiert sich in zahlreichen Ehrenämtern, so als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Grundbesitzerverbände e.V. in Deutschland und als Ehrenpräsident des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter e.V. (VDP).

Einkauf vor .Ort: Wein von Salm-Salm trägt das Qualitäts-Prädikat des VDP

Interview und Fotos /// Thomas Garms

Forst-Investments Nahe Prinz Michael zu Salm-Salm VDP Wandelanleihen Weinbau