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Bella Macchina
By Editorial Department access_time 7 min read

Mit der 88 Folgore schob Riva erneut ein aufregendes Design aus den Werfthallen. Die knapp 27 Meter lange Yacht wird in den Mittelmeer-Marinas für Aufsehen sorgen.

TEXT//MARCUS KRALL

Selbst, wer sich überhaupt nicht für Boote und Yachten interessiert, hat den Namen Riva garantiert schon einmal gehört. In der maritimen Branche hat er einen Ruf wie Donnerhall, die Marke gilt als eine der wertvollsten weltweit in ihrem Genre. Insbesondere in den 1960-er und 1970-er Jahren zementierten die Italiener vom Lago d’Iseo ihr Image als Liebling des internationalen Jetsets. Brigitte Bardot, Sophia Loren, Richard Burton, der Aga Khan, Gianni Agnelli und auch Prinz Rainier von Monaco besaßen eines der damals hölzernen und chromblitzenden Boote, die auf so klangvolle Modellbezeichnungen wie Tritone, Ariston oder Aquarama hören. 

Das Sonnendeck der Folgore.
Die Seitenansicht macht den Aufbau der Decks deutlich.

So richtig nachhaltig pflanzte indes Deutschlands erster und vielleicht ein einzig wahrer Playboy den Namen Riva ins germanische Gesellschaftsgedächtnis. Sachs bekam seine Riva 1962 geliefert, taufte sie „Dracula III“ und nutzte sie wie ein Playboy sie halt so nutzt. In einer Vollmondnacht des Jahres 1966 ließ Sachs aus einem Helikopter rote Rosen über das südfranzösische Anwesen von Brigitte Bardot regnen, legte dann – so wird es zumindest kolportiert – im Smoking mit der Riva bei Bardot an und gewann das Herz der damals vielleicht begehrtesten Frau der Welt. Die beiden sollen sich sogar – Zeugen gibt es selbstverständlich nicht (vielleicht lediglich den Vollmond) – auf der Sonnenliege der Riva geliebt haben, während das Boot ohne Steuermann über das Mittelmeer donnerte. 

Die Masterkabine bietet viel Platz und ist mit edlen Materialien ausgestattet.
Die Bäder auf der Yacht sind mit Palisander und Marmor ausgekleidet.

Von 1949, als Carlo Riva die Werft als 27-Jähriger übernahm, bis Ende der 1990-er Jahre dauerte diese glanzvolle Ära der Mahagoni-Flitzer mit Klavierlack-Finish und blubbernden V8-Motoren unter der Haube. Rund 4000 Holzboote verließen die Riva-Werft, etwa 2000 davon schwimmen noch. Gut erhaltene Exemplare erzielen dementsprechend stetig steigende Preise. Eine Aquarama in ordentlichem Zustand wechselt heutzutage für rund 500.000 Euro den Besitzer, was – rein faktisch betrachtet – für ein knapp neun Meter langes Holzboot ein ziemlich hoher Kurs ist.

Die Yacht von oben in ihrer ganzen Schönheit.
Der architektonisch höchst raffiniert gestaltete Treppenaufgang.

Wer nicht ganz so viel in das damalige Topmodell investieren möchte, kann sich für die Hälfte eine Tritone kaufen oder für 70.000 Euro eine Florida. Hochspezialisierte Restauratoren und Clubs voller Aficionados haben sich rund um diese 2000 Einheiten gegründet, deren Produktionsende mit der Übernahme von Riva durch die Werften-Gruppe Ferretti eingeläutet wurde. 

Der lichtdurchflutete Salon ist mit italienischen Designer-Möbeln ausgestattet.

Es werden die Controller gewesen sein, die eine Umstellung auf den im Bootsbau üblichen Werkstoff GFK empfahlen – das Material Holz, eine hohe Stückzahl und eine gewisse Rentabilität passen halt nicht zusammen. Der Aufschrei über diese Entscheidung hallte selbstverständlich nach, doch die Ferretti-Gruppe ließ Riva nicht vor sich hin darben. Insbesondere der heutige CEO Alberto Galassi rückte die Marke ganz vorn ins Portfolio und bezeichnete sie oft als „sehr wertvoll“ für den Konzern. Inzwischen ist man bereits bei Superyachten mit Riva-Schriftzug angekommen; in Ancona wurde kürzlich das erste 50-Meter-Format gewassert.

Die Party verfügt über alles notwendige Equipment, um auch aufwändige Menüs zuzubereiten.

Kleinere Modelle wie Rivamare, Dolceriva, Ribelle, Argo oder Domino knüpfen an die Styling-Tradition an, wenngleich natürlich in einem zeitgemäßen Look. Officina Italiana Design verantwortet seit geraumer Zeit den Look der Riva-Flotte und präsentierte im vergangenen September im Port Hercules von Monaco mit der Folgore – auf Deutsch: Blitz – erneut ein Style-Statement, das einen einfach begeistern muss, wenn man auch nur ansatzweise eine Affinität für modernes Design besitzt. 

Der Eßbereich mit einem herrlichen Blick nach draussen.

Die 26,92 Meter lange und 6,31 Meter breite 88 Folgore entwickelte Officina Italiana Design dabei gemeinsam mit Piero Ferrari, der die Produktstrategie und die Engineering-Abteilung der Ferretti-Gruppe verantwortet. 

Blick durch das Oberdeck vom Essbereich bis in den Salon.

Das Design der Rumpffenster erinnert an einen schwarzen Pinselstrich entlang der silbernen Seite der Yacht, der zum Achterdeck hin ansteigt. Ein weiteres Stilmerkmal ist die scheinbar komplette Verglasung des Aufbaus samt riesiger Frontscheibe, die den Linien einen sportlichen wie auch automobilen Eindruck verleihen. Die Modellbezeichnung passt, dass muss an dieser Stelle konstatiert werden, hervorragend – zumal auch die Performance der Yacht damit einhergeht.

Auch auf dem Achterdeck gibt es einen gut beschatteten Eßbereich.

Innen dominiert bei der 88 Folgore ein sorgfältig ausgewählter Mix aus Holz, Leder und Stahl, der den Look sowohl auf dem lichtdurchfluteten Hauptdeck mit Salon, Speiseplatz und Steuerstand als auch auf dem Unterdeck prägt. Das dominierende Holz bei Baunummer Eins ist dabei poliertes Palisander, kombiniert mit hellen oder dunklen Ledereinsätzen und weißem Parkett.

Die Bar auf dem Achterdeck.

Diese Kontraste erzeugen überraschende Effekte, die den Räumen eine raffinierte, klassische Eleganz verleihen. Gleichwohl kann jeder Eigner das Interior-Design seiner 88 Folgore selbstverständlich selbst bestimmen. Yachten ab etwa 20 Meter Länge gelten bei vielen Herstellern als sogenannte Semi-Custom-Formate. Die Grundform der Yacht steht dabei fest, die Einrichtung, das Layout und die technische Ausrüstung können vom Eigner relativ frei gewählt werden.

Steuerstand der Riva 88 Folgore.

Das Unterdeck der Folgore bietet vier Kabinen: die Eignersuite mittschiffs; eine VIP-Kabine im Bug, eine VIP-Kabine im Heck und eine Kabine mit zwei Einzelbetten. Die Einrichtung wird durch mehrere frei stehende Möbelstücke vervollständigt, die vom Eigentümer der ersten 88 Folgore ausgewählt wurden – darunter etwa ein brauner Poliform-Ledersessel, ein Couchtisch aus schwarz lackiertem Stahl von B&B Italia und ein silberner Sessel von Minotti. 

Der äußere Steuerstand der Yacht auf dem Sonnendeck.

Mit zwei MTU-Motoren des Typs 16V 2000 M96L im Maschinenraum und einer Leistung von 2638 PS erreicht die 88 Folgore übrigens eine für ihre Länge sehr respektable Höchstgeschwindigkeit von 38 Knoten und eine Reisegeschwindigkeit von 32 Knoten, umgerechnet also 70 respektive 60 km/h. Ohne aufzutanken reicht der Kraftstoff im Cruising-Speed dann für 340 Seemeilen. Wer Insel-Hopping im Mittelmeer betreiben möchte, kommt damit wunderbar zurecht, da die Kraftstoff-Versorgung in diesem Revier mehr als gesichert ist. Die Möglichkeiten dieser neuen Riva kann also durchaus ab und an ausgereizt werden. Warum sonst kauft man einen „italienischen Blitz“?

Fakten

Werft                                    Riva

Design                                   Officina Italiana Design

Länge                                    26,92 m

Breite                                    6,31 m

Verdrängung                       70 t

Motorisierung                    2 x MTU mit je 2638 PS

Topspeed                             38 kn

Reichweite                          340 sm

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