Ein Verbot jagt das nächste. Tempolimit, 15 Minutes Citys, Autofahren, Fleischverbot, Zigaretten-Bashing, Zuckerverbot, Flugverbot, anonymer Gold-Kaufverbot und Energie-Rationierung. Welches Verbot nervt Sie am meisten?

Am meisten nervt das Denkverbot, die Schere im Kopf, die man uns zu installieren versucht. Wir haben zu keiner einzigen relevanten politischen Frage mehr einen offenen Diskurs, wir haben nur noch Narrative. Egal, ob das die Klimafrage, die Energiepolitik, speziell die Frage der Atomenergie, die Corona-Maßnahmen, die Immigration oder den Krieg in der Ukraine betrifft: Wer von der Regierungslinie abweicht, wird mit totalitären Methoden angegangen und es wird der Versuch unternommen, ihn mundtot zu machen.

Auf welche Weise?

Meinungsfreiheit wird zwar nicht verboten, aber erstickt. Das ist die Voraussetzung für die Verbotskultur in unserem Land. Denn wer nicht mehr debattieren darf, der kann sich auch gegen immer neue Verbote und Einschränkungen seiner Freiheit nicht mehr zur Wehr setzen. Das Redeverbot wird dann mittels Vermeidung kognitiver Dissonanz zum Denkverbot. Das Denkverbot macht den Bürger vom freien Menschen zum Untertan.

Sind die coolen Zeiten vorbei?

Wir brauchen eine fundamentale Umkehr des Trends der Denkverbote. Wir brauchen Menschen, die sich nicht fürchten vor der Cancel Culture, und die der Jugend vorleben, was es heißt, gegen den Strom zu schwimmen. Der erste Schritt: der Jugend den Unterschied zwischen Mut und Gratismut zu erklären.

Markus Krall in seinem Arbeitszimmer auf Mallorca (Foto: Insa Gonzalez).

Was heißt Mut für Sie?

Auch gegen die Mehrheit oder Sanktionen den Mund aufzumachen. Gratismut ist es, auf einer Schulschwänzparty mitzulaufen, zu der der Lehrer aufgefordert und eingeladen hat und auf der sich alle gegenseitig ihres Gutmenschentums versichern.

Und wer das nicht gut findet…

…muss unermüdliche Überzeugungsarbeit leisten für das Prinzip der Aufklärung, welches da lautet: „Sapere Aude“, habe den Mut, dich deines Verstandes zu bedienen. Weg mit der Schere im Kopf, weg mit den Denkblockaden und Denkverboten, der Rest passiert dann von ganz allein.

Wie konnte es passieren, dass mit der EU eine Organisation, die den europäischen Wohlstand aufgebaut hat, gefühlt den ganzen Kontinent nur noch mit Vorschriften und Regularien lähmt?

Die EU hat den europäischen Wohlstand nicht aufgebaut, das haben ihre Bürger getan. Und waren dabei um so erfolgreicher, je freier ihr Wirtschaftssystem war. Die EU hatte durch Abbau von Zöllen, nicht-tarifären Handelshemmnissen im Binnenmarkt und Durchsetzung des Binnenmarktes positive Wachstumsimpulse gesetzt, weil das die Marktwirtschaft gestärkt hat. Ab der zweiten Hälfte der 90er Jahre wurde die EU jedoch zunehmend von politischen Kräften gekapert, die nichts dergleichen im Sinn hatten und die es verstanden, die institutionellen demokratischen Defizite der EU für die Errichtung einer unkontrollierten Bürokratie und übergriffigen Ausdehnung der Zuständigkeiten zu missbrauchen. Eine neue Klasse machtbewusster Bürokraten mit neofeudalistischen Ansichten ist da herangewachsen. Ihr Bild von Staat und Gesellschaft ist paternalistisch, sie sehen sich selbst als verteilende und dirigierende Kaste, eine Art neuer Adel.

Jetzt scheint dieses System an seine Grenzen zu kommen.

Ja, weil es sich überdehnt hat und zugleich das Gift der Korruption eingesickert ist. Die Mischung aus Machtanmaßung und Korruption zwingt aber die Bürokratie zu immer neuen Vorschriften und auch Freiheitseinschränkungen inklusive der Diskursverweigerung und Diskursunterdrückung. Das System muss, um zu überleben, immer autoritärer werden.

Ich wohne in München und fahre einen Euro4 Diesel. Sehen Sie noch irgendeine Zukunft für mein Auto?

Ja, die sehe ich. Die von mir gegründete Atlas-Initiative finanziert die Prozesse von Münchner Bürgerinitiativen gegen das Diesel-Fahrverbot der Stadtverwaltung. Einen ersten Teilerfolg für Euro5-Diesel haben wir bereits erzielt, wir machen damit weiter. Am Ende ist die gewaltsame Umstellung des Individualverkehrs mit den Gesetzen der Ökonomie und auch der Physik nicht vereinbar, einfach weil es nicht genug Rohstoffe dafür gibt. Diese Politik wird daher scheitern.

Sie halten den Euro für eine Fehlkonstruktion. Warum das? Was wäre die Alternative?

Zunächst leidet der Euro unter dem Problem aller Währungen, bei denen die Zentralbank Geld aus dem Nichts schaffen kann, weil das Geld nicht an das Gold gebunden und so die Geldmenge nicht durch die Menge verfügbaren Goldes begrenzt wird. Das führt zu einer kontinuierlichen Ausdehnung der Geldmenge, um irgendwelche politischen Projekte und Defizite des Staatshaushaltes zu finanzieren, was am Ende in die Entwertung der Währung durch Inflation führt.

Und die Konstruktionsfehler?

Euroland ist zum einen kein optimaler Währungsraum und zum anderen ist sein Regelwerk nicht geeignet, die resultierenden Ungleichgewichte durch disziplinierende Anreize zu korrigieren, weil eine Orientierung der Geldpolitik an Durchschnittswerten bei divergierender wirtschaftlicher Entwicklung der Mitgliedsländer für alle Beteiligten falsch ist.

Was bedeutet das?

Ein optimaler Währungsraum zeichnet sich durch einen gewissen Grad an wirtschaftlicher Homogenität und vor allem Mobilität der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital aus. Diese Faktormobilität ist zum Beispiel in den USA gegeben, der Dollarraum ist in diesem Sinne optimal. Geht Kalifornien in die Rezession und Texas in den Boom – wie das im Moment aufgrund der falschen Wirtschaftspolitik Kaliforniens und der besseren in Texas der Fall ist – treten Wanderungsbewegungen von Arbeitskräften ein. Das wird dort erleichtert durch gemeinsame Sprache und eine Kultur der Mobilität. Das ist in „Euroland“ nicht der Fall. Das verschärft die Unterschiede in der Entwicklung der Länder, was wiederum dazu führt, dass eine einheitliche Geldpolitik als Prokrustesbett wirkt: Für den einen ist sie zu locker, für den anderen zu strikt, für keinen passend.

Der vielbeschäftigte Finanzexperte genießt die Musestunden am Mittelmeer (Foto: Insa Gonzalez).

Mit welchen Resultaten?

Diese Mechanismen erzeugen künstlich Krisen, wie in Griechenland, Zypern, Portugal und auch Italien. Das Ergebnis ist die Rettung als Betriebszustand der Währung. EuRO steht insofern für Europäische Rettungs-Organisation. Es folgt daraus die Notwendigkeit, die Geldpolitik immer an den schwächsten Mitgliedern des Verbundes zu orientieren. Das ist die tiefere Ursache für die Null- und Negativzinspolitik der letzten 15 Jahre vor der Inflationskrise, in die wir jetzt eingetreten sind. Sie zerstört den Produktivitätsfortschritt und damit die Wachstumsfähigkeit der europäischen Volkswirtschaften und setzt Anreize zu einer immer weiteren Steigerung der billigen Verschuldung in den südlichen Ländern, so dass die Schuldenfalle immer tiefer wird.

Wo ist der Unterschied zwischen der EU 1950 und 2023?

Die Vorläufer der EU in den 50er Jahren waren kleiner, fokussierten sich auf Freihandel und Zollunion und waren zugleich ein Vehikel, um Westdeutschland in das westliche Bündnissystem stärker einzubinden. Sie hatten keine transnationale Bürokratie, weil Frankreich und andere Mitglieder nicht bereit waren, ihre Souveränität einzuschränken, aufgrund des hohen Gewichts Deutschlands in dem damals neuen Club. 

Coronakrise, Migrationskrise, Wirtschaftskrise, Bankenkrise, Klimakrise, Gender-Krise, Ukraine-Krise. Hört es irgendwann auf, oder stolpern wir nur noch von einer Krise in die andere?

Wir stolpern von Krise zu Krise, weil diese Krisen politisch hausgemacht sind, und zwar jede einzelne. Die Ursache dieser Krisen ist die Kombination der Inkompetenz unserer durch Negativauswahl gebildeten politischen „Elite“ und einer Krankheit der Köpfe in der westlichen Welt, die gekennzeichnet ist von einer Kombination aus Wohlstandsverwahrlosung, Denkfaulheit, Verweigerung der Logik, Ablehnung des Leistungsgedankens und Vergötzung der kurzfristigen Lustbefriedigung. All das wiederum ist Ergebnis einer Koinzidenz von leistungslosem Wohlstand und einer über Jahrzehnte aufgestauten Bildungskatastrophe. Politische Inkompetenz und Realitätsverweigerung bei einem Großteil der Wähler und Bürger verstärken sich in ihrer Wirkung gegenseitig. 

Betrachtet man die Krisen einzeln, so erkennt man auch, dass sie menschengemacht sind, nicht das Ergebnis eines ungnädigen Schicksals. Die Coronakrise ist das Ergebnis einer Selbstüberschätzung der Politik und hat ihre autoritären Neigungen offenbart. Die Migrationskrise ist das Ergebnis der Fehlentscheidung von Angela Merkel, die Grenzen zu öffnen und ihrer Uneinsichtigkeit, diesen Fehler zu korrigieren. Die Wirtschaftskrise ist das Ergebnis von Überregulierung, staatlicher Ausgabenwut, Überbesteuerung, Bürokratie, Gängelung und falscher Geldpolitik. Die Bankenkrise ist Auswuchs der Hybris, dass Staat und Zentralbanken das Finanzsystem steuern könnten, dabei setzen sie nur Fehlanreize zur Übernahme untragbarer Risiken, indem die Gewinne privatisiert und die Verluste sozialisiert werden. Das ist keine Marktwirtschaft. Die Klimakrise ist eine scheinwissenschaftliche Fata-Morgana, die mit gewaltigen Geldmitteln für Propaganda und Lobbyarbeit Geld aus den Taschen der Bürger zieht und an bestimmte Interessengruppen und Industrien umverteilt. Die Genderkrise kann man nur noch als Gehirngrippe einstufen und die Ukrainekrise ist das unvermeidliche Ergebnis einer Außenpolitik, die zu keinem Zeitpunkt dafür gedacht war, auf Basis von Gleichberechtigung und Partnerschaft eine Europäische Sicherheitsarchitektur zu schaffen. Kurz: Politikversagen, wohin man auch schaut.

Trotz aller Sorgen um die deutsche Wirtschaft: Markus Krall liebt die gemeinsame Zeit mit seinem Hund (Foto: Insa Gonzalez).

Deutschland hat einen massiven Mangel an Fachkräften, heißt es. Gibt es überhaupt noch genügend Arbeitsplätze in der Wirtschaft? 

Fachkräftemangel ist eigentlich das Gegenteil von Arbeitskräftemangel. Offenbar haben wir mehr Stellen zu besetzen als wir fähige Leute haben. Das ist in erster Linie das Ergebnis falscher Bildungspolitik und kann durch Immigration nicht korrigiert werden aus ganz einfachen Gründen: Qualifizierte Fachkräfte gehen dahin, wo sie sich frei und ungehindert entfalten können. Das ist nach Lage der Dinge nicht das semisozialistische Europa und schon gar nicht Deutschland. Deutschland zieht mit seiner Politik keine Fachkräfte an, sondern das genau Gegenteil. Das ist nicht die Schuld dieser Leute, sondern unsere.

Außerdem ist es moralisch höchst fragwürdig, Fachkräfte aus Schwellen- und Entwicklungsländern abzuwerben, die dort noch dringender gebraucht werden als hier. Das Ergebnis ist ein Brain-drain, ein intellektuelles Ausbluten dieser Länder und ein Abschneiden ihrer Entwicklungsmöglichkeiten. Das ist im Grunde genommen ein neokoloniales Konzept der Ausbeutung dieser Länder. Man raubt ihnen jetzt nicht mehr die Rohstoffe, das Öl, das Gold, das Holz, die Erze, man nimmt ihnen stattdessen die wichtigste Ressource zum Aufbau von Wohlstand: Das Humankapital. Das werden sich diese Länder auf Dauer nicht gefallen lassen.

Wie schaffen wir es, dass sich Arbeit in Deutschland wieder lohnt? Und was müsste passieren, dass Vorstellung von Familie, einem eigenen Haus und Wohlstand für die Mitte der Bevölkerung wieder erreichbar erscheint?

Das wird nur passieren, wenn wir eine radikale Reform des Gemeinwesens an Haupt und Gliedern durchführen. Wir müssen dafür den Staat radikal zurückstutzen. Ich behaupte: 10 von 14 Ministerien und 99 von 99 Bundesbehörden sind überflüssig und niemand wird es bemerken, wenn wir die abschaffen. Das gleiche gilt für die Regierungen in den Bundesländern. Wir brauchen eine radikale Entschlackung der Bürokratie und eine Streichung von 99 Prozent der Gesetze und Regularien, die seit 1970 erlassen wurden. Wir haben nämlich auch 1970 nicht in der Anarchie gelebt. Wir brauchen stabiles Geld, idealerweise auf Goldbasis, bei dem nicht mehr Zentralbankbürokraten, sondern der Markt den Zins finden und die Kapitalströme steuern. Wir müssen alle Kopfkrankheiten von Gendern bis Klima über Bord werfen und wir müssen radikal privatisieren und mit dem Erlös die Sozialversicherung erst sanieren und dann ebenfalls privatisieren, wenn sie überleben soll.

Wie denken Sie über Reichen-, Vermögen,- und Erbschaftsteuer?

Steuern auf Einkommen und Vermögen lehne ich grundsätzlich ab. Sie sind aus dem Neid und der fiskalischen Gier geboren und sie sind leistungsfeindlich. Neid ist in meinen Augen eine Todsünde und wenn man ihm nachgibt, wird er erst haltmachen, wenn nichts mehr zum Umverteilen da ist.

Wer nach einer „gerechteren“ Verteilung strebt, sollte vor allem am Geldsystem ansetzen. Die Abschaffung des Goldstandards 1971 und die Einführung des ungedeckten Papiergeldes hat es ermöglicht, immer gewaltigere Vermögen an die Finanzoligarchie zu verschieben und so ungeheure Mittel von unten nach ganz oben, an die reichsten 0,01 Prozent der Bevölkerung zu verteilen. Wenn man das abstellt, so wird es sehr schnell zu einer marktgerechten und viel gleicheren Verteilung kommen, ohne dass dabei Raub im Spiel sein muss.

Wenn es nach mir ginge, dürfte der Staat außerdem noch nicht einmal wissen, was ich verdiene oder was mir gehört. Das ist meine Privatsphäre. Wenn wir den Staat so schrumpfen, wie notwendig für eine Wiedergeburt Europas, dann braucht er das Geld auch gar nicht mehr. Es genügt dann eine Konsumsteuer von etwa 10 Prozent des Bruttosozialprodukts für seine Aufgaben.

20 Jahre wurde dauerhaft von der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands geschwärmt. Wo genau ist sie hin und wie konnte das Gefühl wirtschaftlicher Stärke so schnell verpuffen?

Das ist schon seit 15 Jahren eine Illusion, die nur von der politischen Propaganda aufrechterhalten wird und vom Leben aus der Substanz. Die wirtschaftliche Stärke gründete sich auf der kurzen Phase echter Marktwirtschaft in den 50er und 60er Jahren. Dann kam eine Phase zunehmender sozialistischer Experimente, aber mit einer noch starken Restmarktwirtschaft. Seit der Regierungsübernahme von  Merkel ist das System zur quasisozialistischen Planwirtschaft mit einem zu kleinen marktwirtschaftlichen Hilfsmotor degeneriert. Das Verpuffen fand über Jahrzehnte statt und libertäre Ökonomen wie von Hayek, Baader und anderen haben davor gewarnt. Dass es scheinbar jetzt so schnell geht, ist der Tatsache geschuldet, dass jetzt die Rechnung präsentiert wird und wir zugleich die wirtschaftlich inkompetenteste Regierung aller Zeiten haben.

Markus Krall hält digitale Zentralbankwährungen für die größte Bedrohung unserer Freiheit überhaupt (Foto: Insa Gonzalez).

Die Politik hat die Zeitenwende für die Bundeswehr eingeläutet. Über Jahrzehnte hinweg wäre ein militärisch starkes Deutschland weder den eigenen intellektuellen Eliten, noch dem europäischen Ausland vermittelbar gewesen. Sehen Sie Deutschland ernsthaft militärisch erstarken? Oder ist dies das nächste phänomenale Milliardengrab der Politik?

Es ist eindeutig letzteres. Zunächst ist es bemerkenswert, dass man 100 Milliarden Schulden aufnimmt für militärische Anschaffungen und dann die Schulden Sondervermögen nennt. Das gibt es wohl nur in Deutschland. Seitdem haben sich die Fähigkeiten der Bundeswehr nur noch verschlechtert. Material und Munition wird an die Ukraine verschenkt (Die USA verkaufen die Waffen an die Ukraine, verschenkt wird da nichts) und in einem Konflikt verheizt, dessen Ausgang bestenfalls ungewiss ist, dessen Mechanik aber nicht zu unseren Gunsten zu laufen scheint.  Dazu kommt: Ein Konzept für eine nachhaltige Verteidigungsfähigkeit ist nirgendwo in Sicht. Außer Treueschwüren zu den USA habe ich da bisher nichts gesehen.

Wie viel sozialen und wirtschaftlichen Abschwung brauchen wir, damit Parteien wieder zum Vorteil des deutschen Volkes agieren und nicht nur das eigene Klientel bedienen?

Ich fürchte wir brauchen noch sehr viel mehr sozialen und wirtschaftlichen Abschwung, um diesem Wunsch gerecht werden zu können. Ich gehe so weit, zu sagen, dass die Parteien das Problem sind, denn sie sind verantwortlich für die Negativauswahl des politischen Personals und zugleich haben sie sich den Staat zur Beute gemacht. Nie hatten wir so viel Korruption wie heute. Auch hier liegt die Ursache in den Köpfen, und zwar der Politiker. Ich sage: Wer sich in dieser Zeit der zunehmenden Not der Menschen für 400.000 Euro einen Photographen, für 130.000 Euro eine Stilberatung oder einen Visagisten auf Kosten der Steuerzahler leistet, hat eine korrupte Grundhaltung, eine innere Gier, ein schweres charakterliches Defizit. Das ist die Haltung, aus der sich Korruption nährt. Es ist vermessen zu hoffen, dass solche Menschen dem Wohl des Volkes dienen.

Was es daher braucht, ist eine Krise, die so tief ist, dass sich Mehrheiten finden für eine fundamentale Reform, und das beinhaltet ein massives Zurückdrängen der Rolle der Parteien. Das Grundgesetz billigt den Parteien in Artikel 20 eine Rolle zu. Dort steht: „Die Parteien wirken an der politischen Willensbildung des Volkes mit“. Ihnen wird eine dienende, vermittelnde Rolle zuerkannt. Das ist nicht das, was wir haben. Wir können schon froh sein, wenn die Parteien dem Volk noch eine Mitwirkung zubilligen. Wenn wir das nicht ändern, dann dürfen wir uns nicht darüber wundern oder beschweren, wenn die Belange des Volkes an letzter Stelle kommen.

Gute Bildung ist alles, was zählt, heißt es. Wie denken Sie darüber? Unser öffentliches Schulsystem ist marode, eine wirkliche Leistungsauslese politisch nicht gewollt und Wissen mittlerweile im Internet allumfassend abrufbar.

Die Abrufbarkeit des Wissens ist nicht unser Problem. Im Gegenteil, das ist, wenn man sich nicht von den Suchmaschinen manipulieren lässt, ein Fortschritt. Die Voraussetzung für die Nutzung von Wissen ist aber eine starke Basisbildung, in Lesen, Schreiben, Textverständnis, Analytik, Rechnen, Sprachen, Naturwissenschaften und Allgemeinbildung. Ohne das ist die Informationsflut unserer Tage durch das Internet nur nutzloses Rauschen, die Menschen nicht in der Lage, Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden und Informationen in bessere Entscheidungen und produktive Fähigkeiten umzusetzen.

Die Bildungskatastrophe ist nach meiner Überzeugung politisch gewollt. Ihre ideologischen Grundlagen sind der Wille zur Gleichmacherei (nicht Chancengleichheit, sondern Gleichheit im Ergebnis war das Ziel) und die bessere politische Manipulierbarkeit durch die Herrschenden. In dieser Rolle der weisen Elite sehen sich vor allem die sozialistischen Kader. Es wird Jahrzehnte dauern, den Schaden zu korrigieren, den diese Leute angerichtet haben. Allerdings ist auch hierfür die Krise hilfreich. Der Kollaps der Sozialsysteme wird jeden Mann und jede Frau im Land zwingen, irrelevantes Scheinwissen über Bord zu werfen und sich auf das relevante und wichtige zu konzentrieren. Not fokussiert das Gehirn.

Wie viel wirtschaftlicher Druck steckt hinter der Umweltbewegung? 

Die Umweltbewegung ist scharf zu unterscheiden von der Klimabewegung. Die Klimabewegung ist eine Koalition korrupter Industrieinteressen und neosozialistischer autoritärer politischer Interessen. Diese Koalition von Konzernen und Staat hat einen Namen, nämlich Faschismus. Die Methoden ähneln sich daher nicht zufällig. Der wirtschaftliche Druck ist leicht zu erkennen, wenn man dem investigativen Prinzip „Follow the Money“ folgt. Wer finanziert die Aktivisten? Wer profitiert von den Subventionen? Wem nutzen die Verbote? Dann wird schnell klar: Die gesamte Klimabewegung ist von wirtschaftlichen Interessen dominiert und kontrolliert.

Die BRICS Staaten planen eine goldgedeckte BRICS-Währung. Ist die globale Pole Position des US-Dollars in Gefahr?

Die BRICS-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, ist ein ursprünglich mal von Goldman-Sachs so getaufter Club von Ländern, dessen politische Dynamik sich in den letzten Jahren verselbständigt hat. Diese 5 erzielen einen Handelsbilanzüberschuss von zuletzt fast einer Billion Dollar pro Jahr (2022) und möchten das Loch im Eimer begreiflicherweise stopfen, das durch die Leitwährungsfunktion des Dollars bei ihnen entsteht: Diese Länder liefern Güter und Rohstoffe, werden in diesem System mit Dollars bezahlt und diese werden anschließend durch das Drucken frischer Dollars inflationär entwertet. Das ist eine Art von Tributsystem, das diese Länder abschaffen und durch eine goldgedeckte Handelswährung ersetzen und künftig mit dieser Währung bezahlt werden wollen, in anderen Worten mit Gold. Die einzig offene Frage ist noch, ob sie das in kleinen oder in großen Schritten einführen werden, Salamitaktik oder „Cold Turkey“?

Ihr Hebel ist der gewaltige Handelsbilanzüberschuss und der Hunger des Westens nach Importen zur realwirtschaftlichen Abfederung der staatlichen Defizitwirtschaft. Letztlich alimentieren diese Länder die Unfähigkeit der westlichen Politiker Fiskaldisziplin zu üben.

Wenn die BRICS, die eine Warteliste von 40 Ländern mit Beitrittsanträgen haben, das durchziehen, dann dürfte das gewaltige Implikationen haben.

Um ein Defizit von einer Billion in Gold zu bezahlen, benötigt man nach aktuellem Kurs ca. 16.000 Tonnen – pro Jahr! Die Reserven des Westens wären in weniger als 2 Jahren aufgezehrt. Alternativ müsste der Westen das Gold auf dem Weltmarkt kaufen, das würde aber zu einer Explosion des Goldpreises um den Faktor 10 führen. Die Importe würden sich gewaltig verteuern und die Inflation in den USA und Europa würde ungeahnte Höhen erklimmen. Es bleibt die dritte Variante, nämlich eine drastische Reduzierung des Leistungsdefizits. Das würde die realwirtschaftlich verfügbare Gütermenge im Westen reduzieren und die Staaten zwingen, ihre Staatsdefizite massiv zu reduzieren, damit die Defizite nicht ebenfalls massiv inflationär wirken. Variante 4: Alles drei im richtigen Gemisch.

So oder so: Das doppelte Defizit der westlichen Länder bei Staatshaushalten und Leistungsbilanz ist nicht länger finanzierbar und die Leitwährungsfunktion des Dollars steht in Frage.

Sprechen wir über digitales Geld,  genannt CBDC: Amazon ist eine von 5 Fintech- und eCommerce-Firmen, die den digitalen Euro-Prototypen für die EZB entwickeln und für den Alltag testen. Laut Amazon soll digitales Geld Zahlungen effizienter machen und Innovationen fördern. Was glauben Sie: Wann kommt der E-Euro? 

Der Fahrplan, den die EZB zur Einführung ihrer digitalen Zentralbankwährung verkündet hat, sieht 2027/28 als Termin vor. Ich habe Zweifel, dass der E-Euro kommt aus einem einfachen Grund: Sein Fahrplan kollidiert mit einer sich gerade entfaltenden Banken- und Finanzkrise, die das Resultat von Inflation, Zinserhöhung und Lieferkettenzerstörung sind. Die EZB verliert dabei die Glaubwürdigkeit, die sie benötigt, um diesen Schritt vollziehen zu können.

Und was bedeutet das digitale Zentralbankgeld, kurz CBDC, für die Menschen?

Ich halte digitale Zentralbankwährungen für die größte Bedrohung unserer Freiheit überhaupt. Sie werden die technische Voraussetzung für die Abschaffung von Bargeld schaffen und es dem Staat in Gestalt der Zentralbank ermöglichen, ein System totaler Bürgertransparenz und Kontrolle einzuführen. Digitale Währung als Monopol bedeutet, dass der Staat weiß, was wir uns als 6-jährige für die ersten 50 Cent Taschengeld gekauft haben. Die erste Tüte Gummibärchen ist genauso registriert, wie die erste Tüte Gummis und der erste Playboy, das erste Auto und die erste online Bestellung für was auch immer. Wir werden jeglicher Privatsphäre beraubt, transparent, erpressbar und auch steuerbar.

Die Verknüpfung dieser Daten mit einem social Scoring System nach chinesischem Muster ist dann eine Frage der Zeit. Der Staat kann dann entscheiden, dass wir unser CO-2 Konto überzogen haben, uns Flug- oder Zugtickets verwehren, oder die nächste Tankfüllung für unseren ach so bösen Verbrenner. Er kann uns hindern Fleisch zu kaufen und uns zwingen, die Tüte mit den knackigen Insekten zu nehmen, er kann uns in unserer Wohnung einsperren und uns jede Bewegungsfreiheit nehmen, wenn es ihm passt. Das ist der Instrumentenkasten der Tyrannei.

Interview: Katja Eckardt

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