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Loslassen im Schlossgut
By Editorial Department access_time 9 min read

Es ist ja nicht so, daß die Holsteinische Schweiz ein touristisch langweiliges Ziel wäre. Mit seinen rund zweihundert Seen, den reetgedeckten Katen, herrschaftlichen Gutshöfen und Schlössern bietet die zwischen Lübeck und Kiel gelegene Naturlandschaft das richtige Maß an Abgeschiedenheit, damit sich der Lärm des städtischen Alltags verliert und man den notwendigen Freiraum zurückgewinnt, um sich endlich mal wieder mit sich selbst zu beschäftigen. Trotzdem scheint es kein unerhebliches Wagnis gewesen zu sein, aus einem maroden Schlossgut an der Ostsee ein luxuriöses Ressort für anspruchsvolle Gäste aufzuziehen, mit dem Versprechen, dass sich hier, rund 130 Kilometer von Hamburg entfernt, Hektik und Stress quasi im Handumdrehen von der nächsten Meeresbrise davonpusten lassen. Schließlich liegt Weissenhaus durchaus ein wenig ab vom Schuss.

Bett mit Baldachin in der Premium-Suite.

Doch machen wir die Probe aufs Exempel, tauchen wir ein in eine Welt, die sich als denkmalgeschützte historische Trouvaille empfehlt, als ein sorgenbefreiter Ort, der insgesamt 40 historische Gebäude zusammenfügt zu einem Mekka der Entschleunigung, das nichts weniger will als uns von jenem wilden inneren Krieg namens Stress und der penetranten äußeren Beobachtung zu befreien. Einfach mal man selber sein, durchschlafen, über das Leben philosophieren, unerkannt durch die weitläufige Anlage streifen, erleben, wie sich im abendlichen Zwielicht plötzlich ein paar Rehe in den Weg stellen und den Gast erstaunt aus großen Augen fixieren. Ein Leben im Gleichgewicht. Gesundes Essen, mit Raffinesse zubereitet vom Gourmetküchenchef Christian Scharrer. Ein Spa, wo es nach verführerischen Ingredienzien riecht und verständnisvoll lächelnde Therapeuten es mit kundigen Handgriffen und einer Auswahl balsamartiger Öle schaffen, uns hinweg zu zaubern in eine Welt, die keine verkrampften Lendenmuskeln mehr kennt und keinen steifen Nacken.

Aussicht vom Bootshaus auf den Strand.

Wir schlafen ein ohne Fernsehberieselung, sondern einfach nur, weil wir wohlig erschöpft sind von einem Strandspaziergang, dem Schwimmen im Meer, dem Sonnenbad, den eingeatmeten maritimen Aerosolen, die wie Balsam gewirkt haben auf unsere oberen Atemwege, den Nasenraum mit den Zugängen zu den Nasennebenhöhlen, den Rachen und den Kehlkopf. Am nächsten Morgen wach werden vom Gesang der Vogelschar in den Bäumen, nicht vom Surren von Klimageräten, Straßenlärm und Polizeisirenen. Kühle, frische Luft wird zum willkommenen Begleiter auf dem kurzen Weg ins Kavaliershaus, wo das Frühstück wartet mit dem Duft nach hausgebackenem Brot und luftgetrocknetem Schinken, frisch mit der weinroten Berkel-Maschine geschnitten.

Aufmerksame Gastgeber: Der geschäftsführende Direktor Frank Nagel und Director of Operations Nathalie Fischer

Direktor Frank Nagel, ein leidenschaftlicher Vertreter des luxurösen Laissez faire, der zuvor unter anderem die A-Rosa-Hotels geführt hat und auf Sylt namhafte Restaurants konzipierte, berichtet von Unternehmerfamilien und Industriekapitänen, die Weissenhaus für die kostbaren privaten Musestunden zu ihrem Stammplatz erkoren haben und lässt durchblicken, daß mittlerweile selbst Connaisseue aus entfernt liegenden Gefilden die Mühen der weiten Anreise nicht scheuen, um hier in gelöster, naturnaher Atmosphäre einfach mal Auszeit zu nehmen. Natürlich werden hier immer wieder gern auch prächtige Hochzeitsfeste im Ralph-Lauren-Stil gegeben, aber es kommen auch Paare, um sich abseits alltäglicher Belastungen und ohne atmosphärische Störungen nach Strich und Faden verwöhnen zu lassen.

Die Deichkate-Suite hat einen eigenen Kamin.

Sich für die richtige Unterkunft auf dem rund 75 Hektar großen Gelände zu entscheiden, ist gar nicht so einfach – es gibt nämlich unter den 60 Zimmern und Suiten eine Reihe von Wahlmöglichkeiten. Dazu muss man wissen, dass sich bei weitem nicht alle Gästezimmer im neobarocken Schlossgebäude befinden, sozusagen dem Herzstück des Anwesens, sondern die Unterkünfte verteilt wurden auf verschiedene Nebengebäude, wo früher Stallungen, Werkstätten und ähnliches untergebracht waren. Was durchaus seine Vorteile haben kann, wie wir gleich sehen werden.

Für Gäste, die Abgeschiedenheit und Ruhe suchen: Das „Badehäuschen“.

Die günstigste Kategorie, die sogenannten Village-Zimmer, haben ihren Platz in der Meierei oder im Backhaus und blicken direkt in die Natur. Zum Teil sind sie nur wenige Schritte vom Meer entfernt. Alle Zimmer verfügen über eine freistehende Badewanne und eine separate Dusche. Die Superior Zimmer befinden sich im Obergeschoss des Torhauses, der Meierei und im Backhaus. Die Zimmer sind 35-40m² groß und für zwei Personen ausgelegt. Je nach Lage bieten sie einen Blick auf den Schlosspark, den Wald oder ins Grüne.

Das Bad der „Gräflichen Suite“.

Die meisten Doppelzimmer sind mit einer Regendusche und einer Badewanne ausgestattet. In der Meierei verfügen einige Zimmer zusätzlich über einen Kamin. Für Familien, die mehr Betten brauchen, lassen sich Doppelzimmer mit Verbindungstür zu buchen. Die Deluxe-Zimmer auf Weissenhaus befinden sich alle im Schloss und bieten, mit einer Größe bis zu 55m², einen Blick über die Grandkoppel Richtung Ostsee oder auf die malerische Schlossgut-Anlage mit dem Dorfkern.

Blick in das „Backhaus“.

Die verschiedenen Suiten-Typen sind in den unterschiedlichen Gebäuden zu finden und unterscheiden sich in Einrichtung und Stil. Die Suiten in der Deichkate etwa verfügen über eigene Terrasse und einen Kamin. Ein Highlight ist sicherlich das Badehäuschen. Dezent versteckt mit freiem Blick auf die See, wartet das historische Cottage mit einem eigenen Garten und eigener uneinsehbarer Freiluft-Sauna auf. Mehr Privatheit geht nicht.

Am Indpor-Pool finden sich stimmungsvolle Kamine.

Ohnehin wird auf Weissenhaus die Individualität groß geschrieben. Alles kann, nichts muss. Wer will, trifft sich zu einer Partie Billard in einem der herrschaftlichen Salons oder taucht ab in den Gewölbekeller des Schlosses, wo sich gleich neben der Vinothek ein Kino befindet. Von hier aus ist auch die gut sortierte Bar nicht allzu fern.

Die Finnische Sauna.

Das Spa, vom Schlossgebäude durch einen unterirdischen Tunnel erreichbar, befindet sich im ehemaligen Kutscherhaus auf 1.500 qm. Kuschelige weiche Materialien und auf angenehme 35 Grad erwärmtes Wasser im Innen- und Außenpool laden zum Träumen und Entspannen ein. Wer mag, ruht sich nach dem Saunagang an einem der offenen Kamine aus auf üppig gepolsterten Liegesesseln. Mit einem orientalischen Hamam, einem Banja-Haus und verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten wie einer Hot Stone Massage oder der Hawaiianische Tempelmassage Lomi Lomi Nui lässt sich eine Menge tun für die Schönheit und das körperliche Wohlbefinden.

Das Rasulbad stammt ursprünglich aus Ägypten und ist eine Dampfbad-Variante. Hier wird der Gast mit Heilerde behandelt, wobei die einzelnen Körperpartien mit unterschiedlichen Pflegeschlämmen bestrichen werden.

Ein Aromenfeuerwerk bieten spezielle Verwöhnprogramme mit Produkten von Ligne St. Barth, bekannt für exotisch duftende Lotionen und Öle. Nach Anwendungen wie St Barth Harmony oder St Barth Karibische Sinfonie werden zur Stärkung frisches Melonenwasser und ein karibischer Snack serviert.

Der Spa-Bereich bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Relaxen.

Andere bewegen sich lieber draußen an der frischen Luft. Und das kann man reichlich. Nachdem man eine Allee mit mächtigen Linden durchschritten hat, führt ein Waldweg zu dem langen offenen Naturstrand, wo sich hier und da ein Stückchen Treibholz findet und sich im Sommer an besonderen Tagen eine herrliche, fast windstille Wärme entfaltet. Am Stand befindet sich auch das Bootshaus, wo man unkompliziert zu Mittag essen kann oder es sich draußen in einer Lounge mit Sitzkissen, Strandkörben und Feuerstellen gemütlich macht, um von der Terrasse aus über die gesamte Hohwachter Bucht Richtung Dänemark zu blicken während sich am Horizont ein Sonnenuntergang entfaltet, für den man einfach nur dankbar ist: pastellene Farben am smogfreien Himmel und unbedrohlich weich.

Das Restaurant „Bootshaus“ in Abendstimmung.

Wer es luxuriöser mag, läßt abends einen Tisch im Gourmetrestaurant Courtier reservieren, dem Herzstück des Schlossgebäudes und mit 18 Punkten im Gourmet-Guide Gault & Millau geadelt. Besagter Christian Scharrer zaubert hier Köstlichkeiten wie Wolfsbarsch mit Kohlsprossen und Speck oder Poltinger Lammhaxen mit Kreuzkümmel und Aubergine. Fast überflüssig zu erwähnen, dass dem Küchenchef auf diesem ländlichen Anwesen ein eigener Kräuter- und Gemüsegarten zur Verfügung steht.

Das Gourmet-Restaurant „Courtier“.

Die Kalorien lassen sich am nächsten Tag prima auf einer Tour mit dem Mountainbike verbrennen vorbei am Weizengelben, Lindengrünen oder Ostseeblauen. Was man unbedingt ausprobieren sollte, denn die Holsteinische Schweiz verfügt über ein vorbildlich gepflegtes Netz an durchgängig beschilderten Radwanderwegen. Ohne dass man sich unbedingt daran halten muss: Hier auf Weissenhaus lässt sich das vielbeschworene Digital Detoxing verlustlos testen. Als Belohnung darf man sich einem unkomplizierten Hedonismus frönen, randvoll von gesundem, entspanntem Spaß, selbst wenn man dafür an den äußersten westlichen Zipfel Norddeutschlands reisen muss ohne zu wissen, ob man bei Nagel & Scharrer im Notfall auch einen ordentlichen Labskaus kriegen kann.

Text: Thomas Garms

Die Terrasse des Restaurants „Courtier“.

INFO

Zimmer ab 170 Euro pro Person pro Nacht.

Weissenhaus Grand Village Resort & Spa am Meer

Parkallee 1

D-23758 Weissenhaus

Telefon: +49 4382 9262-0

Telefax: +49 4382 9262-1704

E-Mail: info@weissenhaus.de

www.weissenhaus.de

 

 

Christian Scharrer Frank Nagel Weissenhaus