Ihre Silhouette ist sofort erkennbar: ein nach achtern geneigter Bug, gefolgt von vier eleganten Decks. Dabei kombiniert sie einen hydrodynamischen Rumpf mit zwei Rolls-Royce MTU-Motoren, die es ihr ermöglichen, den Atlantik so schnell zu überqueren, dass sie etliche Yachten hinter sich lässt. Kurz gesagt: „Sparta“ wirkt so schlank wie ein Stilett und scheint bereit, mit Rekordgeschwindigkeit durch die Ozeane zu gleiten.
Mit dieser Custom-Yacht ist es der Heesen-Werft und Winch Design gelungen, eine einzigartige Harmonie zwischen Innen- und Außendesign, der technischen Ausstattung und den einzelnen Decks zu schaffen. Der Entwurf und Bau dieser vollständig maßgeschneiderten Yacht war äußerst komplex, und doch wirkt „Sparta“ mühelos verspielt. Auf dieser 67-Meter-Yacht gibt es eine nahezu endlose Liste von besonderen Features.
Entworfen wurde sie mit einer einzigartigen Vision: Ein schwimmendes Zuhause für eine lebenslustige Familie zu sein, die gerne Gäste empfängt. Ihre Innenräume beeindrucken mit Finesse – so verfügt die Eignerkabine über eine metallische Sternenkarte, die VIP-Kabinen über einen in Teppiche eingewebten Strand und die Lobby über eine handgefertigte dreistöckige Eichenholztreppe. „Sparta“ ist ein Kunstwerk, deren Namen aus der antiken Welt stammt. „Sparta“ war stark, kompromisslos und besiegte seine Rivalen mit einem unerschütterlichen Willen.
Das äußere Farbschema von „Sparta“ betont ihr schnelles Aussehen: Eine polarweiße Lackierung wird durch rote Linien akzentuiert. Diese roten Streifen weiten sich in den umgekehrten Bug aus und verstärken ihre scheinbare Länge, ihr Rumpf ist mit einem Blitz aus thermoverbundenem anthrazitfarbenem Glas verziert, was den Eindruck erweckt, dass diese einzigartige Yacht vom Blitz getroffen wurde. Ihr wellenförmiger Exterieur-Aufbau ist indes ein klassisches Winch-Design.
„Andrew Winch hat schon immer die Inspiration aus der Natur geschätzt“, sagt Russell, Leiter der Yacht-Exterieurs bei Winch Design, „sei es von Meereslebewesen oder der Krümmung eines Strandes.“ Das Ziel für „Sparta“ sei es gewesen, eine „geschmeidige Spannung“ zu schaffen, die die Verbindung zwischen Bug und Heck – 67 Meter voneinander entfernt – ausgleicht. „Diese durchgehende Linie des Rumpfes ist ein zentraler Teil der Silhouette“, so Russell. Bei Nacht wird der Rumpf zudem von leistungsstarken Unterwasserlichtern beleuchtet, die Sparta wie ein Raumschiff erscheinen lassen, das durch den Weltraum schwebt.
Die voluminösen Außendecks von „Sparta“ bieten eine beeindruckende Kapazität für das Entertainment von Eigner und Gästen. Jeder Außenbereich kann eine völlig eigenständige Aktivität beherbergen: Kino, Sternenbeobachtung, Jacuzzi, Pool, Gourmet-Dinner, Beachparty. Insbesondere das Sundeck hat geradezu gigantische Ausmaße. Der Jacuzzi und der Loungebereich sind hier durch die Brücke im erhöhten Steuerhaus geschützt; die maßgefertigte Bar lädt zum gepflegten Sundowner ein. Ein Sonnensegel ist clever in den Aufbau integriert; es kann per Knopfdruck ausgefahren werden, um entweder den gesamten Bereich zu beschatten oder das Deck vollständig zur Sonne zu öffnen.
„Sparta ist eine einzigartig-dynamische Yacht, die je nach Gästefluss privatisiert oder geöffnet werden kann“, sagt James Russell. Bestes Beispiel ist das private Vordeck des Eigners. „Dieser Bereich“, so Russell, „eignet sich perfekt zum Entspannen und Speisen in kleinstem Kreis“. Es kann vollkommen abgeschottet werden, sodass sich der Eigner und Familienmitglieder oder ausgewählte Gäste den ganzen Tag über ungestört zurückziehen können. Das Sundeck, das über Treppen vom Eigner-Deck aus zugänglich ist, kann in diesen privaten Raum integriert werden. „Die Möglichkeit, persönliche Zeit zu gewährleisten oder Zeit mit der Familie zu verbringen, war entscheidend für das Design“, erklärt Russell.
Der achterliche Bereich des Eignerdecks bietet weitere Liegestühle sowie einen formellen Essbereich. Clevere Deckmöbel zieren jeden Außenbereich der Sparta. Liegestühle und Sessel wurden von Siebensee in Deutschland gefertigt. Maßgefertigte Esstische, Bars und Kochstationen stammen von Leerdam in den Niederlanden.
Innen geht es ebenso elegant wie praktisch weiter. Ruhig, aber robust genug, um den Strapazen einer globalen Reiseroute standzuhalten. Jede Zone sollte mit den Vokabeln Erde, Wasser und Luft thematisiert werden. Das Design erforderte Kohärenz in allen Gästebereichen, vom Beachclub im Heck bis zur Bar auf dem Sundeck. Die Wünsche der Eigner verlangten nach Verspieltheit, Aktivitäten und Überraschungen. „Sparta musste ein schwimmendes Zuhause auf dem Ozean sein“, sagt Joost Roes von Winch Design, der leitende Innenarchitekt. „Diese Vision hat dazu beigetragen, dieses großartige Projekt zu realisieren.“
Die Erfüllung der Anforderungen an die Yacht erforderte dabei keine Zauberei, aber gute Kommunikation. „Es bedurfte einfach vieler persönlicher Treffen, um alle Wünsche der Eigner zu begreifen“, verrät Roes, der 2019 mit der Arbeit am Sparta-Projekt begann. Die Hochglanz-Oberflächen, die auf anderen Yachten zu sehen sind, wurden abgelehnt. „Die Eigner baten uns, etwas Ruhigeres zu entwerfen.“ Das Farbschema im Inneren wird von hellen Hölzern, Bronze-Akzenten und Goldtönen durchzogen. „Jeder Winkel ist abgerundet“, fügt Roes hinzu, während das Licht von jeder Oberfläche reflektiert wird. Das Ergebnis ist zeitgemäß, einladend und fließend.
Da die Familie gesellig und sportlich ist, wurde ihr Spa-Deck zum zentralen Treffpunkt. Natürliche Materialien veranschaulichen das Element Wasser. Kühle Keramiken durchziehen das türkische Bad. Ein vom Palmblatt inspiriertes, vollständig maßgeschneidertes Kunstwerk schmückt die runden Wände des Wellnessbereichs. Natürliches Licht verleiht dem 65 Quadratmeter großen Raum eine Aura von organischem Zen.
„Um Geselligkeit im Wellnessbereich zu fördern“, fährt Roes fort, „mussten wir die Sichtlinien absenken.“ Dazu gehörte es, das runde Holzbecken so zu versenken, dass die Badenden mit den Gästen, die sich in den Spa-Liegen entspannen, sprechen können, und diese weiterhin mit den Personen im Fitnessraum kommunizieren können und so weiter. Das Ergebnis ist, als würde man ein Spa im Four Seasons reservieren – exklusiv für eine Familie.
Das Element Luft weht indes durch das Oberdeck, auf dem gleich zwei Eigner-Suiten installiert sind. Die Suite im Heck ist himmelblau gehalten; Perlmutt-Einlagen reflektieren das Sonnenlicht. Ein luftiger Teppich mit abstraktem Muster wurde von Tai Ping gefertigt; das Unternehmen stellt unter anderem Teppiche für den Buckingham Palace und Windsor Castle her. Mit 56 Quadratmetern, einem großzügigen Badezimmer und einer Dusche wirkt der Raum eher wie ein Apartment als eine Suite. Das private Eigner-Achterdeck ist durch Schiebetüren zugänglich. Im Gegensatz dazu ist die Eignersuite im Bug noch geräumiger und üppiger. Ihr verspieltes Design zeigt unter anderem eine Darstellung des Sonnensystems, die in das metallische Kopfteil des Bettes eingefasst ist, sodass Eltern und Kinder mit ihren Fingern quasi durch das Universum wandern können. Bodentiefe Fenster lassen den 62 Quadratmeter großen Raum mit Tageslicht fluten.
Draußen auf dem privaten Deck können alle Generationen auf einer riesigen Ottomane liegend die Sterne beobachten. Alternativ kann dazu auf dem Bildschirm im Al fresco-Kino „Star Wars“ gestreamt werden – auf dieser Yacht wurde kein Zentimeter Platz verschwendet.
Text: Marcus Krall