Gib es – neben dem Sonnenlauf vielleicht – ein sinnigeres Symbol für den aktuellen Stand, für Aufstieg und Niedergang als die Treppe? Eben! Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Treppen in unzähligen Filmen eine symbolische oder narrative Schlüsselrolle spielen: Sie dienen dazu, die Psyche einer Figur zu spiegeln, ihr Innenleben bildhaft auf die Leinwand zu zaubern – man erinnere sich den Größenwahn des Medienmagnaten „Citizen Kane“, die Einsamkeit der auf halber Treppe verlassenen Scarlet O’Hara in „Vom Winde verweht“ oder den überdrehten Bürokratiewahn rund um dem Passierschein A38 aus „Asterix erobert Rom“. Als Regisseur James Cameron 1997 mit „Titanic“ das schönste Schiff der Welt zum zweiten Mal versenkte – und dabei nicht nur einen der erfolgreichsten, sondern auch einen der teuersten Filme der Welt produzierte, gab er einen nicht geringen Teil für den fachmännischen Nachbau der ikonischen Grand Staircase aus.

Ein Meisterstück aus der Firma von Philip Markiewicz für einen Berliner Kunden.

Das prachtvolle zweiläufige Treppenmonument aus englischer Eiche, stilistisch am Neoklassizismus orientiert, mit kunstvollen schmiedeeisernen Balustraden im Louis-XIV-Stil, war nicht nur der Dreh- und Angelpunkt des Schiffs, über dessen Stufen die Passagiere Zugang zu fast allen Einrichtungen der ersten Klasse hatten, sondern wurde auch dank ihrer überlegenden Raumstruktur und Gestaltung zum Identifikationsfixpunkt der schwimmenden Legende: ein Treppe mit Flair, mit Charakter, mit Wiedererkennungswert – und heute ein Synonym für „The Lost Gilded Age“. Das mag vielleicht auch der Grund sein, weshalb Treppenbau-Experte Philip Markiewicz es als „große Ehre“ empfunden hätte, an der Replica der Grand Staircase der Titanic mitarbeiten zu dürfen.

Spektakuläres Barfach an der Seite des geschwungenen Treppenaufgangs.

Er ist der Sohn von Firmengründer Karol Markiewicz – und darf es sich als Leiter von Public Relations und Marketing herausnehmen, im Namen der ganzen Firma zu sprechen: „Die Herausforderung, jedes noch so kleine Detail dieser großzügig verzierten Holztreppe mit höchster Akribie auszuarbeiten, hätten wir gerne angenommen.“ Reine Attrappen, wie sie üblicherweise für Filmaufnahmen eingesetzt werden, reizen ihn hingegen nicht. „Tatsächlich haben wir in der Vergangenheit mehrere Anfragen für die Produktion eines Bühnenbilds erhalten; jedoch besitzen diese vergänglichen Konstruktionen keinen wirklichen Wert. Unsere Treppen bilden ein Statement gegen die Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit. Dieser Grundgedanke ist auch in unserer Philosophie verankert: Wir schaffen unsere Treppen als Kunstobjekte, die über Generationen hinweg bestehen.“ 

Die Schönheit der Holzverarbeitung ist beispiellos.

Das war dann auch der ursprüngliche Grund für die Gründung des Treppenbauunternehmens durch den Senior, Geschäftsführer Karol Markiewicz. Er sah sich in den Neunzigerjahren außer Stande, die nötigen Gewerke für die Restaurierung historischer Treppenhäuser zu finden, da sich niemand so recht mit dieser schwierigen Aufgabe befassen wollte. Eine Lücke, die er zu schließen gedachte, und eine Herausforderung, der er mit seiner Firma bis heute gerecht wird. Markiewicz hat sich zum führenden Anbieter von maßgefertigten Treppenlösungen entwickelt – und steht seit Jahrzehnten als Synonym für höchste Qualität, präzise Handwerkskunst und ästhetisches Design. Man versteht es, sowohl Reminiszenzen an berühmte Treppenkonstruktionen der Vergangenheit zu realisieren als auch den Treppenbau des 21. Jahrhunderts weiterzuentwickeln.

Jeder Griff muß sitzen bei der Herstellung der Bauteile für eine imposanten Wangentreppe.

Das versierte Team aus Handwerkern und Konstrukteuren ist in der Lage, jede Konstruktionsart – von der imposanten Wangentreppe bis hin zur minimalistischen Faltwerktreppe – in ein architektonisches Gesamtkonzept zu integrieren. Da entstehen dann eigene Originale, eine Treppe schöner als die andere. Die anspruchsvollen Wünsche ihrer Kunden sind dem Team nicht nur höchst willkommen, sondern ein kunsthandwerklicher Ansporn. „In den vergangenen nahezu drei Jahrzehnten ist es uns deutschland- und europaweit gelungen, selbst kühnste Vorstellungen unserer Kunden umzusetzen und unikale Treppenprojekte zu realisieren“, bestätigt Philip Markiewicz nicht ohne Stolz. 

Anfertigung der Balustrade eines Metallgeländers.

Und was für Projekte das waren! Da wären zum Beispiel die extravaganten Wünsche von Jean-Remy von Matt, Mitbegründer der erfolgreichen Werbeagentur Jung von Matt, und seiner Frau Natalie. Das kreative Paar erschuf in Berlin-Mitte auf einer Fläche von 400 Quadratmetern ein einzigartiges Penthouse, hemmungslos oppulent und gespickt mit zahlreichen verrückt inszenierten Unikaten und Sammlerstücken, allesamt wie gemacht, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Schleifarbeiten in der Halle: Die Werkstücke können gewaltige Ausmaße haben.

Unübertroffen inmitten all dieser exotischen Pracht ist jedoch die Treppe, die die beiden Etagen verbindet. Ähnlich wie die geschwungenen Fensterelemente erinnert sie mit ihren organischen Formen an das Werk des spanischen Architekten Antoni Gaudí. Vielleicht soll sie in ihrer Verästelung den ausgewachsenen Baum ersetzen, den das Paar entgegen ihren Plänen nun doch nicht in ihre Wohnung verpflanzen konnte. Die handgeschnitzte Jugendstil-Ornamentik wirkt in jedem Fall äußerst lebendig – und ist so kostbar, dass die beiden Hausherren viel Zeit in ihre Würdigung investieren. Zur Zusammenarbeit schreibt er im Nachgang am Markiewicz: „Sie haben uns mit Ihren Ideen und Skizzen von unserem ersten Treffen an begeistert. Und diese Begeisterung hat bis zur endgültigen Abnahme des Projekts – um im Bild der Treppe zu bleiben – mühelos alle Stufen nach oben genommen. Heute sind wir stolze Besitzer der wohl außergewöhnlichsten Treppenanlage Berlins und werden jedes Mal, wenn wir sie hoch- und runtergehen, an unsere vertrauensvolle Zusammenarbeit denken.“

Eleganter Minimalismus: Perfekt gezirkelte Wendeltreppe.

Mit dieser Meinung steht er jedoch nicht allein. Schaut man sich in der Nachbarschaft um, finden sich noch mehr Treppen, die das Team Mackiewicz in liebevoller Maßarbeit und unzähligen Arbeitsstunden zum unangefochtenen Blickfang eines Gebäudes gemacht haben. Da wären die Klassische Bogentreppe aus geräucherter Eiche und Esche, die mit einem Geländer aus Schmiedeeisen im Art Deco-Look eine Stadtvilla in Berlin Dahlem ziert, die Betontreppe mit Holzverkleidung, die klassisch als Bogentreppe mit Messinggeländer eine Villa in Berlin Grunewald schmückt oder die moderne, schwebende Faltwerktreppe mit Glasgeländer, die in ihrer vermeintlichen Schlichtheit verbildlichst mit dem Stil einer Bauhausvilla in Berlin Frohnau harmoniert. Und das sind nur einige der Projekte in der Hauptstadt. Europaweit hat man bereits zahleiche Residenzen mit repräsentativen Prunkstücken in Handarbeit ergänzt.

Auch minimalistische Treppen gehören zum Portfolio der Firma Markiewicz.

„Von der ersten Idee bis zur Fertigstellung einer Treppe widmen wir uns jedem Projekt mit einem Höchstmaß an Aufmerksamkeit und kunsthandwerklicher Passion. Dass uns immer wieder aufs Neue Spitzenleistungen gelingen, haben wir unserer hauseigenen Manufaktur zu verdanken“, resümiert Markiewicz. Dort beschäftigt man Schreiner, Schlosser und Künstler der Meisterklasse. Sieht man die Ergebnisse, glaubt man, in was für einer Detailverliebtheit und Leidenschaft hier kunsthandwerkliche Meisterleistungen vollbracht werden. „Wir stehen für Handwerk im wortwörtlichen Sinn und freuen uns über jede technische und kunsthandwerkliche Herausforderung, die an uns herangetragen wird“. Natürlich handelt die Firma dabei in äußerster Diskretion.

Prachtvolle Holztreppe im Art Deco Stil.

Vom Angebot über die Entwurfsplanung, Bemusterung, vom Aufmaß über Ausführungsplanung, Freigabe, Produktion, Lieferung, Montage und Abnahme bleibt alles in einer Hand. Eine nachfolgende Fotodokumentation dokumentiert die Treppenanlage anonymisiert und lässt die volle Pracht nur dann an die Öffentlichkeit gelangen, wenn ein Bauherr sich dazu entscheidet. Das ist an Land eher der Fall als bei Projekten auf See, schlägt Markiewicz den Bogen zum Ausgangsprojekt zurück: „Im Allgemeinen ist die Fertigung einer Treppe bei Schiff- oder Jachtprojekten einzigartig, da unser Team und wir uns an der Planung, Gestaltung und Konstruktion zutiefst erfreuen. Jedoch ist diese Freude nur von kurzer Dauer, da die erschaffene Treppe mit dem Bauherrn in die Tiefe der vornehmen und anonymen High Society abtaucht.“

Das frisch zu schmiedende Eisen eines Geländers.

Vor Kurzem erhielt die Firma jedoch eine Anfrage der gmp Generalplanungsgesellschaft, die Haupttreppe des Schlosses Bellevue zu erneuern. „Möglicherweise können wir nun tatsächlich an einem geschichtsträchtigen Denkmal des Treppenbaus mitwirken“, stellt Philip Markiewicz in Aussicht. Das Projekt ist Teil der geplanten Generalsanierung des Bundespräsidialamts und bei Fertigstellung zweifellos eine würdige Bühne für den großen Auftritt, ja man möchte fast sagen Aufstieg und Abgang zahlreicher Staatsoberhäupter.

www.markiewicz-holztreppen.de

Text: Alexandra Turner

Art Deco-Look Bauhausvilla Faltwerktreppe Jean-Remy von Matt Karol Markiewicz Wangentreppe


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