Fashion – materialist https://materialist.media A forward thinking source for Private Wealth and Personal Lifestyle. Sat, 11 Mar 2023 15:55:59 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5 https://materialist.media/wp-content/uploads/2016/08/cropped-logoicon-Website-32x32.jpg Fashion – materialist https://materialist.media 32 32 94844354 Stoff für Stil https://materialist.media/stoff-fuer-stil/ Thu, 09 Mar 2023 19:20:20 +0000 https://materialist.media/?p=4376 Luxus ist ein globaler Wachstumsmarkt. Den einen gilt er als verdammungswürdig, den anderen als ultimative Errungenschaft. Für die überwiegende Zahl der Luxus-Massenartikelhersteller steht aktuell das Thema Individualität und Kundenerlebnis im Vordergrund. Egal, ob Sportwagen oder Handtasche – Kunden dürfen immer mehr Einfluss auf die Gestaltung „ihres“ Produktes nehmen. Ein Trend, über den Maßschneider Sandro Dühnforth nur müde lächeln kann. Denn die Fertigung von Maßbekleidung ist seit Jahrhunderten die ultimative Möglichkeit, persönlichen Stil und Individualität durch Selbstbestimmung in der Gestaltung zu dokumentieren. 

Bei der Maßnahme ist höchste Sorgfalt gefragt.

Dühnforth, Gründer des Vereins „Die Herrenschneider“, und einer der Besten seines Fachs, erklärt dazu: „Stil ist so vielfältig und einzigartig wie ein Fingerabdruck. Die Aufgabe des Schneiders besteht immer auch darin, den Stil der Kunden oder der Kundin zu erkennen und nach den Wünschen des Auftraggebers oder der Auftraggeberin authentisch in ein maßgefertigtes Kleidungsstück zu fertigen.

Übertrag von Maß und Form auf den Schnittbogen. (Foto: Diehm Bespoke/Jörg Fokuhl)

Maßschneiderei – im englischen Bespoke Tailoring  – lebt von dem Dialog und der gegenseitigen Inspiration. Der inflationäre Gebrauch des Begriffs „Bespoke“ im Marketing für Ausstattungsmerkmale bei Kraftfahrzeugen oder den Bettbezug in Wunschfarbe vernebelt leider oft die tatsächlichen handwerklichen und persönlichen Leistungen – vom Auftraggeber wie vom Schneider – die echte maßgefertigte Bekleidung ausmacht“. 

Auslage der einzelnen Teile auf dem Tuch. (Foto: Diehm Bespoke/Jörg Fokuhl)

In der von Massenfertigung geprägten Textilbranche haben die Herrenschneider einen ziemlichen Exotenstatus. Und doch blüht in Deutschland, oft im Verborgenen, eine sehr dynamische Maßschneider-Szene, die mit Handarbeit, Können und Menschenkenntnis für individuelle und hochwertige Bekleidung sorgt. „Die Fertigung nach der klassischen Vollmaßmethode ist sehr anspruchsvoll: Wir vermessen den Kunden, besprechen Stil und Form sowie den Stoff des Kleidungsstücks, erstellen ein individuelles Schnitt-Muster aus Papier und passen bei mehreren Anproben das Kleidungsstück so lange dem Träger an, bis es perfekt passt. So entstehen in einem persönlichen und handwerklich aufwendigen Prozess echte Unikate. Damit hat das Berufsbild neben der rein ökonomischen auch eine echte künstlerische Dimension“, erläutert Dühnforth. 

Die Schnittlinien werden mit Schneiderkreide auf dem Stoff angezeichnet.

Die erste Blütezeit der rein handwerklichen Herrenschneiderei endete mit der Erfindung der Nähmaschine Mitte des 19. Jahrhunderts. Trotzdem blieb das Handwerk bis in die 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts flächendeckend erhalten. Während es 1949 bundesweit noch 45.506 Schneiderbetriebe gab, existieren derzeit nur noch rund 60 Maßschneider-Betriebe. Der Verein „Die Herrenschneider“ mit aktuell 12 Mitgliedern in Deutschland sieht sich als die Speerspitze des Maßschneiderhandwerks und sorgt für Austausch und die Vertiefung handwerklicher Standards ebenso wie für aktive Nachwuchsarbeit. 

Die Schnittbögen der Kunden sind ein wertvolles Kapital der Maßschneider.

Auch wenn an allerlei Ladentüren „Maßarbeit“ für wenig Geld versprochen wird, echte Maßschneiderei ist nie günstig. Denn bei etwa 80 Stunden Schneider-Arbeit an einem Anzug beginnen die Preise etwa um 4.000 Euro. Selbstverständlich ist dabei immer auch ein sehr umfangreiches Angebot an den besten Stoffen europäischer Webereien. Ein weiteres Argument sind die schier unbegrenzten Möglichkeiten, die das Schneiderhandwerk seinen Kunden bietet: Egal ob Smoking oder Baggy-Pant, Jeansanzug oder Dreiteiler – die Optionen sartorialer Selbstverwirklichung sind beim Herrenschneider unerschöpflich. Freiheit und Eleganz stehen dann hier auch als Gegenentwurf zum Zweckrationalismus von Business-Uniformen und Über-Casualisierung. Bonus: Ein für seinen Träger individuell angefertigtes Kleidungsstück ist die absolute Champions League. Der Träger spürt es, einige sehen es – diskreter können Komfort und Luxus kaum sein. 

Zuschnitt der einzelnen Stoffteile. (Foto: Diehm Bespoke/Jörg Fokuhl)

„Der Markt ist in Bewegung“, sagt die Journalistin und „FairFashion“-Gründerin Gerlind Hector: „Der Wunsch nach bester Passform und eigens ausgewählten Schnitten und Stoffen nimmt zu, die Preise für einen Maßanzug unterscheiden sich dabei nicht von denen der Fertigprodukte englischer oder italienischer Luxusschneider – sind aber eben einfach besser gemacht und aufgrund ihrer Qualität auch deutlich nachhal­tiger“.

An der perfekten Ausführung der Details erkennt man die Qualität: Ausgestaltung eines Knopflochs. (Foto: Diehm Bespoke/Jörg Fokuhl)

Historisch betrachtet sind die deutschen Maßschneider im internationalen Reputationswettbewerb etwas im Nachteil. Denn Deutschland kann im Gegensatz zu England oder Italien nicht die bekannten Adressen mit Geschichte bieten. Die Briten haben mit der Savile Row eine Straße, die weltweit ein Begriff für Herrenschneiderei ist; und in Mailand sind auch heute noch die Schneider von Gianni Agnelli oder Marcello Mastroianni gut im Geschäft. Die deutschen Schneider stehen für die qualitativ hochwertigste Arbeit, aber lange fehlten große Namen und eine eigene Stilistik. Nun ist der Wandel da: In Zeiten von Instagram haben mittlerweile auch deutsche Schneider internationale Reichweite, das Interesse – auch internationaler Kunden – an deutscher Schneiderkunst hat in den vergangenen Jahren stark zuge­nom­­men.

Das Detail macht den Unterschied – auch beim Annähen der Knöpfe.

Natürlich sorgt auch die individuelle Note des Schneiders (den Schneider des Vertrauens wechselt man eher selten) für eine enge Bindung. Es gibt zwar einige wenige „Trophänejager“ die unbedingt von jedem Schneider in Europa ein Kleidungsstück im Schrank haben wollen, doch die meisten Kunden sind schneidertreu. Denn erst, wenn die Verbindung zum Schneider von Sympathie, Vertrauen und Respekt geprägt ist, sind wahre Meisterwerke möglich. Auch wenn manche Meister gerne einer eigenen Linie in Puncto Stilistik folgen, sind sie doch immer bereit und in der Lage, sich voll auf die Wünsche eines Kunden einzulassen – solang das Ergebnis darunter nicht leidet. Unabhängig davon, ob der Kundenwunsch ins anglophile mit einer eher dezenten englischen Optik oder ins italienische mit „Spaglia Camica“ und anderen Details tendiert – der Schneidermeister oder die -meisterin sind diesen handwerklichen Besonderheiten immer gewachsen. 

Die Dressur mit dem Bügeleisen als wichtiger Arbeitsschritt.

Gerade männliche Kunden von Maßschneidern legen keinen Wert auf logobewährte „Fashionstatements“.  Gegenwärtig mit einer Herrenmode im angesagten Slim-Fit Design stechen sie durch Passform, Eleganz und Stil positiv heraus. „Eleganz ist die schönste Form der Selbstverteidigung. Man trägt ruhig seine eigene ‚Rüstung‘ aus Schönheit, Kreativität und Stil, das erfreut Kenner und sorgt an andere Stelle für Abstand“, sagt Michel Ruge. Der Schriftsteller, Türsteher, Kampfkünstler, Personenschützer und Weltenbummler ist bekennender Maßschneider-Kunde.

Schneidermeister und Kunde bei der Anprobe

Dabei sind es eben nicht nur „Klassiker“ wie dreiteilige Anzüge oder Covercoats, die aus den Ateliers der deutschen Schneiderelite auf den Laufsteg des Alltags treten, sondern mauvefarbene Smokings, Chesterfield-Mäntel mit eingenähten Reflektoren für stilbewusste Radfahrer oder der Frack nach Maß mit maximaler Armrotation für den Dirigenten.

Text: Gunnar Berendson Aufmacherfoto: Diehm Bespoke/Jörg Fokuhl

Ausgewählte Herrenschneider Fachbetriebe

Alexander Amann

Kiefholzstrasse 14, 12435 Berlin

www.herrenschneider-amann.de

Detlev Diehm

Anglerstr. 19a, 80339 München

www.diehmdesign.eu

Sandro Dühnforth

Haus für Kunst und Handwerk, Koppel 66, 20099 Hamburg

www.herrenschneider-hamburg.de

Carlo Jösch

Mohrenstr. 12, 50670 Köln

www.carlo-joesch.de

Sven Krolczik

Murhardstraße 10a, 34119 Kassel

www.sven-krolczik.de

Andreas Moller

Ringstraße 17A, 92637 Weiden in der Oberpfalz

www.andreasmoller.de

Schmidt & Schallmey

Große Bockenheimer Straße 52, Galerie Freßgass, 60313 Frankfurt am Main

www.schmidt-schallmey.de

Eva Schönherr

Christian-Wirth-Str. 8, 36043 Fulda

www.massatelier-eva-schoenherr.de

Julian Weyand

Nordstraße 71, 40477 Düsseldorf

www.julianweyand.com

Schneiderei Winkler

Mühlauerweg 9, 83708 Kreuth

www.massschneider-winkler.de

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Zum Verlieben https://materialist.media/zum-verlieben/ Tue, 30 May 2017 08:36:28 +0000 http://materialist.media/?p=1589 Jemals im Bett gewesen mit einer Mode-Designerin? Unter uns gesagt: Es ist eine wahre Wonne, eingekuschelt neben der Pyjama-Queen Olivia von Halle zu liegen, während ihr Boxer “Bathtub” friedlich neben uns döst. Das Schlafzimmer mag zwar ein außergewöhnlicher Ort sein für ein Interview – zumal es in ihrem prachtvollen georgianischen Haus in Islington reichlich Räume zu entdecken gibt. Aber dieser Platz ist absolut angemessen für das Treffen mit jener Frau, die den Schlafanzug wieder in ein Luxusobjekt verwandelt hat.

Als sie 2011 ihre erste Kollektion herausbrachte, hatte von Halle damit sofort durchschlagenden Erfolg. Mit ihren sinnlichen und raffinierten Pyjamas aus bedruckter Seide setzte sie sich im Alleingang an die Spitze eines neuen Trends: Der gute alte Pyjama wurde zum Hausanzug geadelt. Heute umfasst das Label eine breite Palette an Nachtwäsche – Kimonos und Morgenmäntel, Nachthemden, Tops, Shirts, Camisoles und Chemisen – und wird über den exklusiven Fachhandel sowie Luxusonline-Shops vertrieben.

Verführerisch angezogen mit einem Luxuspyjama von Olivia von Halle.

 Mit dem Missy Tracksuit, der im vergangenen Jahr gelauncht wurde, versetzte Olivia von Halle die Modewelt in Ekstase. Der Zweiteiler aus einer Seiden-Kaschmir-Mischung wird – Gipfel des Luxus – auf Wunsch nach Maß gefertigt und mit einem edlen Monogramm von Englands feinster Stickereimanufaktur, Hand & Lock, versehen. So wundert es nicht, dass berühmte Schönheiten wie Cara Delevigne, Kate Moss und Victoria Beckham zu seinen Fans zählen. Ich konnte ihn sogar am Leib seiner Schöpferin bewundern: Olivia von Halle ist mit ihren über 1,80 m und einem untrüglichen Sinn für Style eine Frau, die aus jeder Menge heraussticht.

Waren Pyjamas einst das obligatorische Weihnachtsgeschenk, sucht man sie heute in der Erwachsenengarderobe jedoch vergebens. Zum Abhängen zu Hause tut es schließlich ja auch ein Schlabber-T-Shirt (möglichst das Erbstück eines lang Verflossenen). Wie auch immer, dank der Eingebung von Olivia von Halle haben Frauen wieder Spaß daran gefunden, sich für den gemütlichen Feierabend auf der Couch fein zu machen.

Als ich in Shanghai lebte, malte ich mir aus, wie elegant es wäre, wenn ich nach den vielen Partys zu Hause in einen bedruckten Seidenpyjama schlüpfen könnte“, blickt Olivia zurück. Zum Glück hatte von Halle eine Geheimwaffe, um diese Phantasie in die Wirklichkeit zu überführen: einen wahnsinnig talentierten Schneider

„Er war der Traum jeder Frau und konnte Lanvin-Kleider direkt aus der Vogue nachschneidern. Er nähte mir ein paar Pyjamas und ich war diesen sofort verfallen. Freunde bettelten mich an, ihnen auch welche zu machen, und ehe ich mich’s versah, hatte ich eine Bestellliste, die so lang war, dass mein Schneider sie unmöglich jemals abarbeiten konnte.“

Verschiedene Pyjama-Kreationen aus bedruckter Seide mit z.T. langen Hosen.

Aus dieser Intuition ein gutgehendes Geschäft zu machen, fiel der Fashion-Trendforscherin mit einem Abschluss in Mode-Management nicht schwer. Olivia von Halle hatte immer schon von einem Leben in der Modewelt geträumt. Ihre Kindheit war indessen alles andere als glamourös gewesen. Sie wuchs auf einer Milchfarm in Kent auf und lebte dort mit ihren Eltern, Großeltern, Tanten, Onkeln und Cousins unter einem Dach. Die Freiheit einer typischen Kindheit auf dem Lande und eine enge Naturverbundenheit prägten ihre Jugend. Es war das absolute Gegenteil zu ihrem heutigen Jet-Set-Leben.

„Meine Schwester und ich hatten Pferde und ritten jeden Tag aus – ganz ohne Handy“, erinnert sie sich. „Wenn ich heute daran denke, wirkt das außergewöhnlich, aber es war himmlisch.“

Mit zwölf entwickelte sich ihr Interesse für Mode. „Das war 1995 und ich wollte unbedingt so aussehen wie Cher in ‚Clueless – was sonst!‘“. Aber sie lebte auf dem Land, und ihre Mutter hasste Shopping. So trug die junge Olivia meistens abgelegte Kleider oder Sachen, die sie aus der Verkleidungstruhe fischte. „Ich muss nicht betonen, dass ich in meiner Jugend meistens aussah wie eine Oma aus den 70ern. Aber das zwang mich, einen eigenen Stil zu entwickeln, eine furchtlose Art mich zu kleiden.“

Für entspannte Momente: Die Stücke sind so schön, dass sie auch als Hausanzug getragen werden können.

So furchtlos und mutig, dass sie zu ihrer Hochzeit mit dem Filmproduzenten Hugo von Halle einen schreiend pinkfarbenen Catsuit mit riesigen Schulterpolstern trug. Sie war 24 und fühlte sich noch viel zu jung, um fest Wurzeln zu schagen. Das Paar kündigte und ging nach Shanghai, lernte an der Shanghai Jiao Tong Universität Mandarin und ließ sich vom Fernen Osten inspirieren. Der Umzug wurde zum Katalysator, der aus der Trendforscherin Olivia von Halle eine echte Designerin machte.

Die bekennende Exzentrikerin hat seitdem ihren Look etwas domestiziert. “Heutzutage bin ich unterwegs zu Geschäftsterminen und nicht, um Leute zu erschrecken“, lacht sie. Dennoch bleibt sie weiterhin kühn in ihrer Kombination von High-Fashion-Ästhetik, bekannten Designer-Zitaten und der eigenwilligen Vorliebe für Nischenmarken.

“Ich liebe zum Beispiel Abendkleider von Alessandra Rich, lockere Tagesgarderobe von Kenzo, Sonnenbrillen von Prism, Jeans von Acne, Schuhe von Atalanta Weller und Taschen von Celine.”

Was ist ihr bei anderen Modedesignern besonders wichtig?

“Ich habe so viel über Qualität und Veredelungstechnik gelernt, dass es mir inzwischen schwer fällt, hier Kompromisse zu machen. Zum Glück bin ich mit vielen Designern befreundet. Wir tauschen Stücke untereinander, so dass die Dinge erschwinglich bleiben.“

Dabei zählen von Halles eigene Kollektionen zum High-End. Ein Baumwollpyjama kostet rund 240,00 €, in der Seidenversion liegt er bei 378,00 € und als Seidenrobe kommt das Stück auf 530 etwa 607,00 €. Der Missy Tracksuit schlägt mit stolzen 1.088,00 € zu Buche. Das Label bedient die Sehnsucht nach Luxus, die Groß Britannien beherrscht, seit die Rezession zur Erinnerung verblasst ist. Und auf den globalen Wachstumsmärkten, wo Extravaganz das Objekt der (Investitions-) Begierde ist, trifft Olivia von Halle mit ihrer Edel-Marke voll ins Schwarze. Dabei achtet sie selbst auf Fair Trade: Sie erhielt den Blue Butterfly Trust Mark Preis, eine Auszeichnung die Unternehmen und Marken verliehen wird, die einen positiven Einfluss auf den Planeten und seine Bewohner ausüben.

Das Modell „Coco Louisa“ ist aufwändig bestickt.

Das ehemalige Bauernmädchen pflegt einen internationalen Lifestyle: Mindestens drei Monate im Jahr jettet sie durch die Welt, überwacht die Produktion in Shanghai, präsentiert die Kollektionen in Paris und New York und organisiert den Vertrieb in den Wachstumsmärkten Russland und Vorderer Orient. Dennoch, so meint sie, bleibe sie ein bodenständiger Mensch, der sich “in Regen und Matsch“ am wohlsten fühle.

Auf dem Land bin ich viel stärker mit mir verbunden”, sagt sie, und obwohl ich London liebe, träume ich davon, mir ein Haus auf dem Land zu kaufen und wieder Pferde zu besitzen.”

Wenn ihr jüngster Coup gut anläuft, sollte der Erfüllung dieses Traumes nichts entgegen stehen. Das Label hat zusammen mit einem namhaften englischen Finalisten in London zwei temporäre “Flash”-Stores eröffnet und für den Online-Händler Net-A-Porter eine exklusive Hochzeitskollektion entworfen. Sie umfasst alles, was eine moderne Braut für ihre Aussteuer braucht –elfenbeinfarbene Seidenpyjamas und Morgenmäntel mit Schleppe inbegriffen. Wenn Sie mich fragen, kriegt man da sofort Lust sich zu verloben.

Lässig-bequeme Attitüde: Pyjama mit langen Hosen.

Dennoch, für „OvH“ besteht der Sinn von Luxus nicht im Ausdruck von Exklusivität, Prunk oder Glanz. Es geht ihr vielmehr um einen subtilen Genuss, der Eleganz und Lässigkeit verbindet. Ausgerichtet an diesem Ethos sind Olivias Muse einzig die Freunde, die schon bei ihrer ersten Kollektion die Hauptrolle spielten.

Ich muss an Marylin Monroe denken und ihren berühmten Ausspruch, dass sie im Bett nur einen Tropfen „Chanel no 5“ trage. Ich habe das Gefühl, wenn sie heute noch lebte, fiele ihre Antwort anders aus.

Text: Olivia Palamountain

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Starke Verführer https://materialist.media/starke-verfuhrer/ Sat, 20 Aug 2016 17:02:51 +0000 http://materialist.media/?p=630 Sobald die Kälte kommt, kommt auch der Pelz: Kaninchenstulpen an den Handschuhen, Kojotenflausch an der Kapuze, eine wärmende Zobelweste unter dem Parka. Vielen Frauen kann es offenbar gar nicht haarig genug sein, und das erklärt, warum es in den aktuellen Kollektionen so viel Fell gibt wie lange nicht mehr.

Kleid Rue 58, Stola Edwards & Krolle, Schuhe: Carmen Steffens, Tacshe: Shiraleah Ohrringe: Aldo. (Foto: Michael Dirlam)
Kleid Rue 58, Stola Edwards & Krolle, Schuhe Carmen Steffens, Tasche Shiraleah, Ohrringe Aldo.
(Foto: Michael Dirlam)

Ein Auftritt mit Fell wirkt majestätisch, immer irgendwie prächtig. Wie man sich anzieht, so steht man da. Wenn da nur nicht das Töten der Tiere wäre, und das damit verbundene schlechte Gewissen. Aber zum Glück lässt sich das Begehren und die Vernunft inzwischen in ein gesundes Balance bringen – dank der deutlich verbesserten Herstellungsverfahren der Kunstpelzlieferanten. Die Unterschiede sind so klein, dass man bei den Parkas von Woolrich sogar zwischen Echt- oder Kunstfellbesatz wählen kann.

Patch Kleid K8 Showroom. (Foto: Michael Dirlam)
Patch Kleid K8 Showroom.
(Foto: Michael Dirlam)

In der Regel aus Baumwolle, Polyester und Polyacryl-Fasern gefertigt, ist die Herstellung von Webpelz allerdings recht aufwändig. Webpelze werden aus zwei unterschiedlichen Garnen hergestellt: Zum einen findet ein stark verzwirntes Grundgarn Verwendung, welches zumeist aus Baumwolle besteht, und ein synthetisches Polyacryl-Florgarn. Im Florgarn sind bereits die Florfäden verzwirnt und werden beim Verweben beider Garne in Spezialwebstühlen nach oben auf die Sichtseite gebracht. Um ein Ausfallen der „Haare“ zu vermeiden, wird auf der Rückseite ein elastischer Kleber aus Polyurethan aufgebracht.

Büstenhalter Kisskill. Sweater Dra Clothing, Kleid Vintage, Tasche Like Dreams Schuhe: Coye Nokes (Foto: Michael Dirlam)
Büstenhalter Kisskill, Sweater Dra Clothing, Kleid Vintage, Tasche Like Dreams, Schuhe Coye Nokes
(Foto: Michael Dirlam)

Um wirklich täuschend echt auszusehen, braucht es dann recht viele Arbeitsschritte, um etwa die Färbung der Haare vorzunehmen. Häufig sollen die Wurzeln der Haare hell und die Spitzen dunkel sein. Manchmal sogar dreifarbig. Und natürlich sollten die Haare wie in der Natur unterschiedlich lang sein, so wie beim Echtpelz. Das erklärt, warum gut gemachter Webpelz teuer ist – besonders bei Designer-Teilen.

Kleid Lumier by Mariano, Schwarzer Schal Vintage, Brosche Vintage. (Foto: Michael Dirlam)
Kleid Lumier by Mariano, Schwarzer Schal Vintage, Brosche Vintage.
(Foto: Michael Dirlam)

Kaum ein Material gilt bei der Oberbekleidung so sehr als Statussymbol wie das Fell – was wahrscheinlich daher kommt, dass der beste Jäger seiner Frau auch den schönsten Pelz in die Höhle apportierte. Seltene Tiere wie der Hermelin mit seinem weißen Winterfell galten als Zeichen von Macht und Reichtum, weshalb ein kostbarer Mantel aus Hermelin nur von hohen weltlichen und kirchlichen Würdenträger getragen durfte.

Kleid K8 Showroom, Gürtel Olga, Kaninchenfelljacke Vintage. (Foto: Michael Dirlam)
Kleid K8 Showroom, Gürtel Olga, Kaninchenfelljacke Vintage.
(Foto: Michael Dirlam)

Und wenn einst Brigitte Bardot an der Seite von Playboy Gunther Sachs mit einem Leopardenfellmantel aufmarschierte, knüpfte sie an die Machtsymbolik einer Cleopatra an: Seht her – auch ich bin eine Göttin. Inzwischen freilich ist der Leo-Print sogar bei Jeanswear-Labels angekommen. Pepe etwa schickt einen Kurzmantel mit kurzem Webpelz im wilden Leoparden-Look ins Rennen um Aufmerksamkeit. Andere wie zum Beispiel Acne trumpfen mit einer Jacke im Persianer-Look auf.

Schwarzes Sweater Kleid Dra Clothing, Halskette Urban Outfitters, Armband Vintage, Strümpfe Calvin Klein, Schuhe Carmen Steffens. (Foto: Michael Dirlam)
Schwarzes Sweater Kleid Dra Clothing, Halskette Urban Outfitters, Armband Vintage, Strümpfe Calvin Klein, Schuhe Carmen Steffens.
(Foto: Michael Dirlam)

CREDITS

Fotos: Michael Dirlam

www.michaeldirlamphotography.com

Instagram: @michaelgdirlam

Styling: Kate McKay

www.katemckay.co.uk

Instagram: @kateroxmckay

Haare & Makeup: Marlu A Soria for FACE Atelier

www.marluasoria.com

Instagram: @marluasoria

Model: Maddie Cook/ Next Models LA

Instagram: @maddielinecook

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