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Auf dem Sprung

31. Mai 2025 Editorial Department4 Min. Lesezeit

Ein neues Auto bringt in der Regel zwei völlig unterschiedliche Aspekte ins Spiel: Einerseits verbindet es Ingenieurskunst mit Design-Ästhetik, Technologie mit Emotion und Funktionalität. Andererseits geht es bei der formalen Gestaltung und der visuellen Auseinandersetzung mit der Konkurrenz um alles: Gefällt es oder nicht? Der Gewinner erntet Zustimmung, Bewunderung, Begehrlichkeit – der Verlierer fällt ins Bodenlose. 

Der Verwaltungsratspräsident der Emil Frey Gruppe Walter Frey mit Top-Führungskräften von Januar Land Rover und Emil Frey in München.

Im Idealfall wird ein Design als innovativ wahrgenommen, für seine visionäre Ästhetik und optische Perfektion gelobt. So scheint dann manchmal, wenn ein Automobildesign besonders gut gelungen ist, der Vergleich mit einem Kunstwerk auch nicht allzu weit hergeholt. Die Anerkennung beruht auf der Überraschung, dass ein Designer oder ein Team von Designern in der Lage war, eine bewundernswerte und zumindest in zentralen Teilen neuartige Schönheit auf vier Rädern zu schaffen.

Die Studie während der Eröffnung der neuen JLR Statement Site in München.

Insbesondere für eine so emotional aufgeladene Marke wie Jaguar, die sich im Zeitalter der Elektromobilität eine komplette Neupositionierung auf die Fahnen geschrieben hat, ein Kraftakt, der mit erheblichen Risiken verbunden ist. Wie reagiert der Markt, was sagt die Fachwelt, was das Publikum?

Der Schweizer Auto-Doyen Walter Frey inspiziert das Interior des Design-Vision-Konzept „Type 00“.

Um es vorwegzunehmen: Das Design-Vision-Konzept Type 00, das das „Copy Nothing“-Ethos des Markengründers Sir William Lyons aufgreift, ist nach der Weltpremiere im Dezember 2024 auf der Miami Art Week und anschließenden Präsentationen auf Kunstausstellungen und Modenschauen sehr gut angekommen. Zuletzt auch in München. Dort wurde die Studie im Terrassensaal des Hauses der Kunst und Tage später bei der Neueröffnung von Europas größtem Jaguar Land Rover Autohaus unter der Leitung von Avalon Premium Cars in der Drygalski-Allee dem staunenden Publikum präsentiert.

Das ebenso schmale wie markante Scheinwerfer-Design.

Für Marc Lee, Jaguar Brand Director Europe, verkörpert der Type 00 die Idee von Jaguar in ihrer besten Form: „Ein Konzept mit kühnen Formen und großzügigen Proportionen, das künftige Jaguar Modelle inspirieren wird“. Es geht um viel, nämlich darum, dass gut gestaltete Automobile über ihre materielle Substanz hinaus kulturelle Bedeutung erlangen können und damit immer auch zu Ikonen ihrer Zeit werden, die Zugehörigkeit wecken, geprägt von Erinnerungen und Nostalgie. Jedes Modell erzählt eine Geschichte, repräsentiert einen Zeitgeist und spiegelt die Werte und Ideale seiner Epoche wider. 

Murat Mermer, Director Brand & Communications von Materialist, überreicht Jaguar Brand Director Europe Marc Lee ein Expemplar des brandneuen Jaguar Buchs von TeNeues.

Damit wird das Automobil zu einem Kulturgut, das sowohl in technischer als auch in ästhetischer Hinsicht weit über seine Funktion als Fortbewegungsmittel hinausgeht. Gerade mit dem Aufkommen von Elektromobilität, autonomem Fahren und nachhaltigen Technologien zeichnet sich eine neue Ära des Automobildesigns ab. Diese Entwicklungen bieten nicht nur neue Herausforderungen, sondern auch neue Chancen für künstlerische Ausdrucksformen. Die Gestaltungsspielräume werden durch digitale Elemente erweitert, die es dem Nutzer ermöglichen, sein Fahrzeug zu individualisieren und anzupassen. So kann das Auto nicht nur als Fortbewegungsmittel, sondern auch als persönliches Artefakt verstanden werden.

Flanke des Jaguar Design-Vision-Konzeps „Type 00“.

Vorhang auf also für den Type 00 – die physische Manifestation der neuen kreativen Philosophie von Jaguar: „Exuberant Modernisme“. Die Vorsilbe „Type“ verweist auf die Ursprünge der Marke, auf Modelle wie den bahnbrechenden E-Type. Die erste Null steht für null lokale Emissionen, die zweite für seinen Status als Auto Null einer völlig neuen Modellfamilie.

Das Design mit langer Motorhaube, geschwungener Dachlinie, Fließheckprofil und einem vom Bootsbau inspirierten Heckabschluss.

Das Design bricht mit den Konventionen eines Elektroautos – mit langer Motorhaube, geschwungener Dachlinie, 23-Zoll-Leichtmetallfelgen, Fließheckprofil und einem vom Bootsbau inspirierten Heckabschluss. Er zeigt eine spektakuläre Silhouette mit raffinierten, modernistischen Flächen. Möglich wird dieses Design durch die einzigartige und spezielle Fahrzeugarchitektur, die Jaguar Electrical Architecture (JEA). Als Signature-Farbe für den Type 00 wurde French Ultramarine gewählt, eine vom Jaguar Creative Team neu entwickelte Sonderfarbe. Für diese Lackierung wurde ein spezielles Pigment mit zusätzlichem Metallicanteil und seidenmattem Finish verwendet.

Der erneuerte Schriftzug der Marke Jaguar.

Das selbstbewusste neue Gesicht kombiniert vertikale, bündige Flächen mit dem neuen Jaguar Markenzeichen in der Mitte. An der Front betont eine markante und präzise Lichtsignatur die Fahrzeugkanten und verleiht dem Fahrzeug Breite und Bodenhaftung. Das Seitenprofil wird von kühnen Proportionen dominiert, bei denen der Jaguar „Leaper“ in einen handgefertigten Messingblock auf jeder Seite des Fahrzeugs gelasert ist. Die nach hinten gerichteten Kameras bleiben ebenso wie die Ladeanschlüsse und die vorderen Lufteinlässe verborgen, bis sie gebraucht werden.

Eine markante horizontale Strichgrafik dominiert die Heckansicht.

Das Heck setzt den kühnen Auftritt fort. Die scheibenlose Heckklappe und das mit der Karosserie harmonierende Panorama-Glasdach vermitteln den Eindruck einer Skulptur. Eine markante horizontale Strichgrafik dominiert die Heckansicht. Sie verbirgt die spektakulären Rückleuchten, die sich über die gesamte Breite erstrecken, und unterstreicht Kraft und Größe des Type 00.

Blick auf die 23-Zoll-Leichtmetallfelge.

Öffnen sich die Flügeltüren und die „Pantograph“-Heckklappe, wird der Blick frei auf ein modernistisches Interieur, das die opulenten Proportionen des Exterieurs aufgreift. Drei Messinglinien ziehen sich über die gesamte Länge des Innenraums – mit einem zentralen, 3,20 Meter langen Messingträger, der die beiden schwebenden Instrumententafeln gliedert.

Das Innere mit seinen freischwebenden Sitzen.

Travertin dient als Fundament, auf dem die freischwebenden Sitze und das zentrale Mittelteil ruhen. Er bestimmt die Farbpalette des Innenraums. Die gewebten Textilien unterstreichen den handwerklichen Eindruck. Die beiden Sitzmöbel, die Soundbar und der Teppich sind mit einem haptisch angenehmen Wollgemisch bezogen, das an handgewebte Garne erinnert.

Als wichtiges Symbol des Wandels präsentiert sich die Type 00 mit einer erneuerten Markensignatur, sozusagen der Unterschrift von Jaguar. Eine kraftvolle Zelebrierung der Moderne – geometrische Form, Ästhetik und Anmut – bei der Groß- und Kleinbuchstaben nahtlos ineinander übergehen. Das Markenemblem, der Jaguar „Leaper“, und das Monogramm stehen für Exzellenz und sind das Aushängeschild der Marke – von Anfang an. Das neue Monogramm ist ein dezentes künstlerisches Motiv, das die Buchstaben „j“ und „r“ wiederholt und ein vollendetes Werk kennzeichnet. Diese mutige, lineare Grafik sorgt für eine unverwechselbare Präsenz und ein sofort erkennbares Erscheinungsbild von Jaguar – wo immer die Marke auftritt.

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