Groß ist Aruba wahrlich nicht. In weiten Teilen flach und trocken, seine Küsten dafür von einigen der schönsten Strände des Planeten gesäumt, misst das „A“ im bunten Trio der ABC-Inseln Aruba, Bonaire und Curaçao nicht einmal 180 Quadratkilometer. 

Kunterbunte Kolonialarchitektur findet man vor allem in der Inselhauptstadt Oranjestad.

Trotzdem muss dieses Eiland irgendein Geheimnis bergen, kann das zu den Kleinen Antillen zählende Fleckchen Erde, das rund 13 Seemeilen vor Venezuela auf dem südamerikanischen Festlandsockel ruht, doch eine rekordverdächtige Repeater-Rate vorweisen: 65 Prozent aller Gäste, die Aruba einmal besucht haben, kommen wieder. Das schafft keine andere Karibikinsel. Deshalb landen am vor allem am Wochenende die Flieger aus Richtung USA, aber auch vom lateinamerikanischen Festland beinahe im Minutentakt. 

Die markante Küstenlandschaft von Aruba.

Klar, die angenehmen Durchschnittstemperaturen liegen hier das ganze Jahr über zwischen 27 und 29 Grad und mit im Schnitt 400 Millimeter Niederschlag kann man den Schirm getrost zu Hause lassen – selbst wenn die Monate Oktober bis Dezember offiziell als Regenzeit gelten. Außerhalb des berüchtigten Hurrikan-Gürtels liegt die Insel sowieso. Stattdessen sorgt ein konstant wehender Passat dafür, dass einem nie zu heiß wird, sodass es sich auf Aruba im Grunde ganzjährig perfekt Urlauben lässt.

Eine große Bandbreite knalliger Murals findet man im kleinen Örtchen San Nicolas.

Doch kann das alles sein? Gutes Wetter und Traumstrände gibt es schließlich auch anderswo. Vielleicht ist es also die sprichwörtliche Lebensfreude und Toleranz seiner Bewohner, die ihre Heimat „One Happy Island“ nennen, die Aruba so einzigartig machen und die vielleicht auch ein klein wenig dem Einfluss der einstigen Kolonialherren und ihrem liberalen Geist geschuldet sind. Schließlich war Aruba bis 1986 noch Teil der niederländischen Antillen und gilt seitdem als eigenständiges Land innerhalb des Königreichs der Niederlande. Das heißt, nach innen genießt das Eiland vollkommene Souveränität. In Sachen Außenpolitik orientiert man sich dagegen nach wie vor an der Krone. Deshalb besitzen auch alle Insulaner einen niederländischen Pass. 

Das Strandrestaurant des Bucuti&Tara bietet eine traumhafte Kulisse für ein romantisches Dinner.

Wir vermuten allerdings, dass es nicht zuletzt Arubas exzellente Küche ist, die bei Einheimischen wie Besuchern regelmäßig für gute Laune sorgt. Da ist es nur konsequent, dass die Insel ihren Anspruch als Kulinarik-Paradies künftig mit einem hochkarätigen Foodfestival untermauern möchte, das alljährlich im Oktober stattfinden soll und dieses Jahr Premiere feierte.  Denn was St. Barth, Jamaika, Barbados und Co. mit ihren Gourmet-, Streetfood-, BBQ- oder Rumfestivals auf die Beine stellen, mag man sich in der Inselkapitale Oranjestad gedacht haben, das können wir hier auf Aruba schon lange. Und so haben wir das Autentico Festival zum Anlass genommen, dem Eiland einen Besuch abzustatten. 

Tatsächlich ist Arubas Küche ein Spiegel der multiethnischen Bewohnerschaft, denn auf der Insel, die nur wenig mehr als 100.000 Einwohner zählt, leben Menschen aus rund 100 Nationen. Die große Mehrheit der Zugezogenen stammt allerdings aus Südamerika. Allen voran Kolumbien, Venezuela und Peru. Aber natürlich haben auch viele Niederländer Aruba zur zweiten Heimat gemacht.

Aruba bietet auch jede Menge Möglichkeiten für Fine Dining Caribbean Style.

Empanadas, Ceviche, Bitterballen und natürlich Käse stehen bei den Einheimischen hoch im Kurs. Aber auch Einflüsse aus Afrika, Indien, China und dem erweiterten Karibikraum werden spürbar. Deshalb gibt es reichlich Fusion-Gerichte, in denen unterschiedliche kulinarische Traditionen zum unverwechselbaren Aruba-Style verschmelzen. Etwa beim Keshi Yena, einem Einheimischen-Favorit, bei dem wahlweise Huhn, Rindfleisch oder Meeresfrüchte zusammen mit Trockenfrüchten, Nüssen und Gewürzen in einer ausgehöhlten Gouda- oder Edamer-Käserinde gebacken werden. 

An manchen Küstenabschnitten bilden bizarre Felsformationen natürliche Meerwasserpools.

Unterm Strich verfügt das Eiland Dank seiner mehr als 250 Restaurants – die zahllosen Hoteloutlets nicht mitgerechnet – über eine der abwechslungsreichsten Foodszenen der Karibik, deren Angebot von leckeren Snacks an einfachen Strandbuden oder Foodtrucks bis hin zum exklusiven Degustationsmenü am Chef´s Table reicht. 

Für Locals unverzichtbare Krönung vieler Gerichte ist eine auch auf den Nachbarinselnbeliebte, höllisch scharfe Sauce aus Scotch Bonnet Chilis, die auf Aruba Madame Janette genannt werden. Mit bis zu 350.000 Scoville-Einheiten zählen diese unscheinbaren Biester zu den schärfsten Chilischoten der Welt, an denen man sich schon durch bloßes Berühren der frisch aufgeschnittenen Früchte im wahrsten Sinne des Wortes die Finger verbrennen kann. Sie stehen in praktisch jedem Lokal mit einheimischen Spezialitäten schon als tafelfertige scharf-saure Hot-Sauce auf dem Tisch bereit oder werden auch als frisch zubereiteter Relish, dem deutlich milderen Pica di Papaya, aufgetischt, der mit grüner Papaya verfeinert wird. Doch keine Angst, wer derlei masochistische Gaumenfreunden scheut, lässt das scharfe, aber gleichzeitig erstaunlich aromatische Beiwerk einfach links liegen. 

An der wilden Westküste Arubas herrschen ideale Bedingungen fürs Wellenreiten und Kitesurfen.

Die Anreise in das gut 8.000 Kilometer Luftlinie entfernte Inselreich gestaltet sich dank der beinahe täglichen KLM-Verbindung von neun deutschen Flughäfen über Amsterdam zum Reina Beatrix International Aiport vergleichsweise unkompliziert. So haben wir nach der Landung kurz vor 18.00 Uhr Ortszeit und dem Check-In im Manchebo Beach Resort & Spa noch Gelegenheit, im hoteleigenen Bistro – eines von insgesamt vier F&B Outlets des Hotels – ein Welcome-Dinner zu genießen, bei dem exzellentes Ceviche aufgetischt wird. Heruntergespült wird das Ganze dann am besten mit eiskaltem Balashi Bier, das auf Aruba mit Hopfen aus der bayrischen Hallertau gebraut wird und in der Region so beliebt ist, dass man es sogar auf die Nachbarinseln exportiert. Mit der Alto Vista Winery hat Aruba ein inseleigenes Weingut im Angebot, wo Tempranillo, Syrah, Colombard und Chenin Blanc angebaut werden. Aber auch die karibische Variante eines Portweins gehört zum Sortiment. 100 Parker Punkte werden diese Tropfen zwar nie einheimsen, aber zu lokalen Gerichten erweisen sich die Inselweine als erstaunlich stimmige Begleiter – nur sind sie leider auf Aruba praktisch nirgendwo anders zu bekommen als auf dem Weingut selbst.

Blick von den Penthouse- Suiten des Bucuti&Tara in Richtung Eagle Beach. 

Die Hotelszene Arubas teilt sich, grob gesagt, in die meist zu internationalen Ketten wie Marriott, Hyatt oder Hilton zählenden Highrise Hotels, die entlang des rund drei Kilometer langen Palm Beach im Nordwesten der Insel aufgereiht liegen, und deren Angebote vor allem auf die Vorlieben amerikanischer Touristen abzielen. Gegenstück dazu sind die auch bei europäischen Gästen beliebten Lowrise Hotels wie das Manchebo, die eher Boutique-Charakter besitzen. Sie konzentrieren sich um den rund Kilometer langen Eagle-Beach, der sich direkt südlich an den Palm Beach anschließt und bei den Traveler´s Choice Best of the Best Awards 2023 zum schönsten Strand der Karibik gekürt wurde. Aber auch der Baby Beach ganz im Süden Arubas ist einen Abstecher wert.

Der Prikichi – Arubas kunterbunter Nationalvogel.

Bevor wir zum Auftakt des Autentico Festivals am Hotelstrand des Marriott ein Dinner von Gastchef Alavaro Clavijo genießen wollen, dessen Restaurant El Chato in Kolumbiens Kapitale Bogota aktuell Rang 25 auf der 50 Best Restaurants of the World Liste belegt, probieren wir erst mal ein paar einheimische Spezialitäten im Old Cunucu House. Von außen eher unscheinbar, stehen dort auch ein paar für europäische Gaumen recht exotisch anmutende Spezialitäten auf der Karte wie beispielsweise Leguan-Suppe. Der wird von den Einheimischen eine fast schon magische Wirkung nachgesagt und gilt als das ultimative Stärkungsmittel. Wer weniger experimentierfreudig ist, wählt Cabrito Stoba oder Rab’i Baca Stoba – Ziegen- beziehungsweise Ochsenschwanz Ragout – die beide exzellent sind. Auf der Karte steht aber auch Conch, eine auch auf anderen Karibikinseln beliebte Meeresschnecke, deren Textur entfernt an Abalone erinnert und im Old Cunucu House in einer herzhaften kreolischen Sauce aufgetischt wird. Dazu passt der Hauscocktail auf Basis von Tequila und Früchten einer heimischen, bis zu fünf Meter hohen Kakteenart, die die Vegetation weiter Inselbereiche Arubas dominiert. Ebenfalls einen Abstecher wert ist das Zeerovers, ein Family-Style Restaurant direkt am Meer, zu dessen Spezialitäten tagesfrischer Red Snapper, Amberjack und Shrimps gehören, die man am besten mit den Fingern isst.

Peruanisch inspiriert: Knusprig-pikante Köstlichkeiten im Lima Bistro.

Alvaro Clavijo dagegen lässt am Abend in traumhaften Setting des Marriott Beach Restaurants Atardi ein inspirierendes 5-Gang Fine Dining Menü servieren, zu dessen Highlights eine Auster mit Tamarindenextrakt, Birne und Algen oder das viele Stunden butterzart geschmorte Schulterstück vom Rind mit marinierten Tomaten und Aubergine gehört. Der begleitend servierte Chateauneuf-du-Pape vom Chateau La Nerthe bildet den perfekten Kontrapunkt. 

Am nächsten Tag müssen wir das Manchebo dann gar nicht erst verlassen, denn dort kocht am Abend im Rahmen eines VIP-Dinners Headchef Jeffrey Wouters gemeinsam mit Antonia Lofaso auf, deren Restaurants Scopa Italian Roots, Black Market Liquor Bar and Dama – allesamt in Los Angeles – in den USA Kultstatus genießen. Highlights dieses Menüs sind unter anderem der Salat von frittierten Kalamari mit gebrannter Zitrone, Red Onion Pickels und Spicy Aioli oder der Red Snapper mit Bananen-Salsa. Fine Dining Highlight ist aber zweifellos der Infini Chef´s Table by Urvin Croes, wo Chef de Cuisine Jeanclaude Werleman seine Gäste in stylischen Ambiente mit einem sorgfältig komponierten 8-Gang-Menü verwöhnt, von dem manche Teller, wie etwa die Peking-Wachtel mit XO-Jus, durchaus auf zwei Sterne Niveau liegen. Viele der Produkte im Infini stammen übrigens von lokalen Toperzeugern, so die exotischen Pilzarten, die Rachell Peterson in ihrer Farm a Cure Fungi für den Küchenchef züchtet.

Am anderen Ende des dreiseitigen Chef´s Table, der sich wie ein Hufeisen um die Showküche zieht, hat es sich an diesem Abend auch ein Teil der Octopus-Crew bequem gemacht, denn die 120 Meter lange Superyacht, die seit 2019 dem schwedischen Medizintechnik-Milliardär Roger Samuelsson gehört, liegt gerade in Oranjestad vor Anker. 

Zum Höhepunkt des Autentico Festivals verwandelt sich dann ein ganzer Straßenzug der Inselhauptstadt in ein Open Air-Restaurant, wo Festivalgäste an rund 40 Ständen unter unzähligen lokalen und internationalen Spezialitäten wählen können. Unsere Favoriten sind das exzellente Ceviche mit Leche de Tigre vom Lima Bistro unweit des Cruise Terminals und das vielleicht beste Keshi Yena der Insel vom Papiamento in Noord. Von der gleichnamigen Bodega Papiamento kommt auch hervorragender arubischer Rum. Allen voran die Papiamento  Reserve, die international schon zahlreiche Preise gewonnen hat. 

Eines der komfortabel eingerichteten Zimmer im Bucuti&Tara Beach Resort.

Für die letzten Tage auf der Insel ziehen wir dann vom Manchebo ins nebenan gelegene Bucuti & Tara, um uns nach dieser hochkalorischen Tour de Force etwas Ruhe zu gönnen, bevor wir ins nasskalte Europa zurückkehren. Tatsächlich gilt dieses Adults Only Beach Resort als nachhaltigstes Hotel im Karibikraum und besitzt den begehrten Green Globe Platinum Status. 2020 kürten die Vereinten Nationen das Bucuti & Tara gar offiziell zum umweltfreundlichsten Hotel der Welt.

Traumstrand vor dem Bacuti & Tara Beach Resort.

So ist das Haus nicht nur komplett C02-neutral, sondern auf dem besten Wege C02-negativ zu werden. Aber auch sonst ist die Umweltbilanz, die der ursprünglich aus Österreich stammende Hotelier Ewald Biemans vorweisen kann, vorbildlich. Ohne dass der Komfort der Gäste darunter leiden müsste. Im Gegenteil. Wie das geht? Statt Minibar und Wegwerfgebinden bekommt jeder Gast bei Anreise eine Edelstahl-Wasserflasche, die man an diversen Stationen im Hotel nachfüllen kann – tatsächlich gehört das Leitungswasser auf Aruba dank Hightech-Aufbereitung zum Besten der Welt und wird unter dem Slogan Paradise on Tap, Paradies aus dem Wasserhahn, vermarktet. In den beiden Restaurants setzt man anstelle von überbordenden Buffets auf kreative à-la-carte Angebote mit überschaubaren Portionsgrößen, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden. Auf dem Hoteldach befindet sich Arubas größte Solaranlage in Privatbesitz, deren Strom gemeinsam mit dem, was Hotelgäste auf den Eco Fitness-Laufbändern und -fahrrädern im Gym erzeugen, direkt ins Netz eingespeist wird. In den Hotelzimmern installierte Bewegungssensoren und Infrarotfühler fahren automatisch die Klimaanlage herunter, sobald sich kein Gast im Zimmer befindet. Doch es gibt noch mehr Gründe, die für das Bucuti & Tara sprechen. So wird hier, vor allem im Vergleich zu den Highrise-Hotels, ein Servicestandard geboten, der deutlich über dem der Mitbewerber liegt. 

Direkt am Eagle Beach kann man in der Saison das Schlüpfen der seltenen Meeresschildkröten beobachten.

Wir beziehen bei unserer Stippvisite eine der insgesamt 4 exklusiven Penthouse-Suiten im Tara-Trakt, von deren langgezogenen Terrassen man einen atemberaubenden Blick auf den Eagle-Beach genießt. Eine Prime-Position für den Sonnenuntergang, wenn man den nicht lieber an der hoteleigenen Beach Bar genießt. Am Abend treffen wir in der gerade komplett neu gestalteten Tara-Lounge dann F&B Manager Nicolas Nemalceff zum Dinner, dessen Aufgabe es ist, Küche und Bar-Betrieb des Bucuti & Tara auf Nachhaltigkeit zu trimmen. Beispielsweise werden unter den Händen des gebürtigen Ecuadorianers aus vermeintlichen Küchenabfällen wie Obstschalen Zutaten für exotische Drinks. Von deren Qualitäten müssen wir uns natürlich persönlich überzeugen und tatsächlich hebt sich das Barangebot des Hotels deutlich vom Frozen Daiquiri und Margarita Einerlei der Konkurrenz ab.  Wie wäre es etwa mit einem Banana Old Fashioned auf Basis von Bourbon und Angostura Bitters, dem aus Bananenschalen und Zucker hausgemachter Sirup den letzten Schliff verpasst oder ein Tropical Negroni, der durch den mit Melonenresten aufgepeppten Campari eine ganz besondere Note erhält. Diese Erfrischung haben wir uns allerdings auch redlich verdient, sind wir an diesem Morgen doch schon bei Sonnenaufgang aus den Federn gekrochen, um bei einer der regelmäßigen Beach Clean-Up Aktionen des Hotels mitzumachen. Belohnt wird man dafür nicht nur mit einem Crew-T-Shirt, sondern auch einer eisgekühlten Flasche Champagner auf dem Zimmer. Nachhaltigkeit lohnt sich eben doch.

Kakteen bestimmen in weiten Teilen die Insel- Vegetation Arubas.

TEXT: THOMAS HAUER

Reiseinformationen Aruba

Aruba Tourism Authority: aruba.com

Autentico Festival: aruba.com/us/autentico

Bucuti&Tara Adults Only Boutique Resort: bucuti.com

Manchebo Beach Resort & Spa Resort: manchebo.com

Restauranttipps

Infini – Fine Dining Chef´s Table by Urvin Croes: infiniaruba.com

Old Cunuco House – Exotische Inselspezialitäten: oldcunucu.com

Zeerovers  –  Family Style Seafood Restaurant: facebook.com/zeerovers/

Lima Bistro – Kreative Peruanische Küche: limabistro.com 

Papiamento – Arubische Küchenklassiker: papiamentoaruba.com

Bodegas Papiamento – Hervorragender Insel-Rum: papiamentorum.com

Alto Vista Winery – Rebensaft Made in Aruba: altovistawinery.com

Aruba Bucuti & Tara Ceviche Empanadas Kulinarik-Paradies